Ich habe vor diesem Post ein wenig Angst. Mein Hirn ist blank gefegt. Ich möchte diesen Tag so gerne sprachlich festhalten, aber sobald mir annähernd stimmige Wörter in den Sinn kommen, lassen sie sich nicht zu einem Satz verbinden. Es sind eher die Gefühle, die übrig bleiben und die Grammatik schier auflösen. Aber ich versuche es. Ich bin es diesem Tag schuldig. Diesem wunderbaren Tag im Sequoia Nationalpark.
Nach unserer ersten langen Strecke wachten wir zu zirpenden Grillen und strahlendem Sonnenschein mitten im Nirgendwo – kurz vor dem Nationalpark, in Three Rivers – auf. Ein ausgiebiges und stärkendes Frühstück später fuhr ich Compi die Serpentinen nach unten – zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Automatik, was schon viel einfacher war als vier Jahre zuvor (nur einen Fuß nutzen, nur einen Fuß nutzen!!). Und kurze Zeit später erreichten wir das kleine Hüttchen vor dem Nationalpark. 80 Dollar später – der Jahrespass zahlt sich aus, weitere Infos findet ihr unten – kurvten wir hinter ein paar Wohnmobilen immer die 198er Straße entlang. Dass die Wohnmobile vor uns recht langsam die Kurven entlang tuckerten, kam mir als Fahrerin nur zugute. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Rechts ein wirbelnder Fluss, links immer wieder riesige zartrote Felsbrocken. Eine Mischung aus sattem Grün und ausgeblichenem Sandstein. Relativ bald das erste Highlight. Ein umgestürzter riesiger Felsbrocken, der einen kleinen Tunnel bildet. Die Fotooption musste genutzt werden – wir waren früh dran, noch waren nicht allzu viele Leute unterwegs. Übrigens müsst ihr ganz rasch auf diesen Post klicken; Tipps für Paarfotos im Urlaub. Ein witziges Outtake / Failfoto gibt es nämlich von dieser Felsformation zu bestaunen.
Neben einer wunderbaren Playlist, die uns die Fahrt noch angenehmer machte, waren es die kleinen Momente, die ich so zu schätzen weiß. Die Aussicht über das ganze Tal, nachdem wir minutenlang nach oben gefahren sind – und dann der Moment, in dem es mir die Tränen in die Augen trieb.
Es spielte gerade White Blood von Oh, Wonder, als ich um die Ecke bog. Die schmale Straße war von riesigen Stämmen mit knorriger Rinde gesäumt. Die Kronen, so weit oben im Sonnenlicht, dass man sie kaum erahnen konnte. Sprenkelnde Schimmer, die durch die Blätter fluteten und uns einhüllten. Mir blieb die Luft weg. Und R auch. So etwas Wunderbares hatte ich noch nie zuvor gesehen. Zumindest nicht in dieser Mannigfaltigkeit. Eines der Gefühle, die prägen, die das Leben ausmachen.. Der Song ging zu Ende, ich umklammerte weiter das warme Lenkrad. Wir ließen die Fenster nach unten fahren. Der warme wohlige Geruch von satten Nadelhölzern, Erde, Sand und Wärme strömte sofort in meine Nase. Er war allgegenwärtig. Einnehmend. Erfüllend. Dann kam The Woods von Hollow Cove und lullte uns auch noch auditiv ein. Die Gedanken kreisten. Im Hier und Jetzt sein. Leben. Leben. Leben.
Und gleichzeitig in die Vergangenheit springen. All die tausend Jahre. Daran denken, was diese Bäume schon miterlebt haben. Hunderte, tatsächlich teilweise tausende Jahre. Fernab von all dem Bösen, das auf der Welt passiert ist wuchsen sie stetig und tun es noch immer.
Dieser sollte nicht der einzige Augenblick sein, in dem es uns die Sprache verschlug. Der ganze Tag war davon gesäumt. Denn die ersten Bäume – etwa in der Höhe von der Abzweigung zur Crystal Cove – waren eigentlich noch Winzlinge im Vergleich zu jenen, die uns noch begegnen würden.
Hier unsere Fahrt durch den Nationalpark nochmals visuell aufbereitet. Für eine größere Ansicht, das Bild einfach anklicken.
Informationen Sequoia Nationalpark
Ja, wahrscheinlich ist ein Tag zu wenig. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Aber wenn man ihn gut nutzt, kommt man am Ende sowieso nicht mehr mit den Eindrücken klar :).
Basisinfos:
Der Sequoia Nationalpark liegt südlich vom bekannten Yosemite Nationalpark. Oft vergisst man ihn, hat keine Zeit – so wie wir 2013 – oder ihn gar nicht auf dem Schirm. Im Nachhinein betrachtet fand ich Sequoia aber nochmals merklich beeindruckender. Auch Yosemite hinterließ ein fast vergleichbares Gefühl, erinnerte aber an Wanderurlaube in Österreich oder Südtirol. So etwas wie Mammutbäume gibt es bei uns nicht in diesem Ausmaß. Solltet ihr also schon in der Gegend sein, dann versucht irgendwie einen zusätzlichen Tag einzubauen, auch wenn er etwas abgelegen der typischen San Francisco – Las Vegas – Route liegt.
Anfahrt: Es gib drei Einfahrten – die von uns gewählte über den Highway 198 von Visalia / Three Rivers kommend bzw. eine kleinere etwas weiter östlich. Von Norden kommend müsst ihr euch an den Highway 180 halten. Im Park folgt ihr dann immerzu dem Generals Highway – dieser verbindet die beiden Haupteingänge.
Hinweis für Wohnmobile: Wenn ihr den 198er nutzt, sind zu lange Wohnmobile nicht empfohlen – die Serpentinen sind zu eng.
Wetter: Der Tiogapass in Yosemite wurde voriges Jahr erst Ende Juni geöffnet – das ist zwar unüblich, aber auch im Sequoia Nationalpark kann einem Schnee zum Verhängnis werden. Fast garantiert ist eine Befahrbeitkeit im Juli und August. Dieses Jahr dürfte bereits im April offen gewesen sein.
Kosten Nationalpark:
Solltet ihr mehrere Nationalparks sehen wollen – oft muss man auch durch sie sowieso hindurch, empfiehlt sich eine Jahreskarte (80 Dollar).
Wichtig zu wissen:
* Es gibt im Nationalpark keine Tankstelle – tankt ausreichend zuvor, aber auch nicht direkt beim Eingang, dort sind die Preise erheblich höher. Von Three Rivers kommend würde ich noch dort tanken.
* Es gibt im Nationalpark keine Tankstelle – tankt ausreichend zuvor, aber auch nicht direkt beim Eingang, dort sind die Preise erheblich höher. Von Three Rivers kommend würde ich noch dort tanken.
* Alle am Weg liegenden Campingplätze waren ausgebucht. Solltet ihr diese Art von Unterkunft planen, bucht unbedingt vor.
* Günstiger ist es etwas außerhalb – wir übernachteten in Three Rivers (hier geht’s zum Post).
* Nehmt ausreichend Wasser mit – wir hatten es kanisterweise im Auto.
* Snacks für zwischendurch sind ebenfalls wichtig. Es gab an vielen Plätzen keine Möglichkeit etwas zu kaufen.
* Sonnenschutz: Sonnencreme und Hut sind fast Pflicht!
* Festes Schuhwerk: Wie oft wir schon wieder Leute in Sandalen, Flip-Flops oder Leinenschuhen gesehen haben. Klar, viele Wege sind befestigt – amerikanische Wanderverhältnisse eben. Aber einiges nicht. Wanderschuhe empfehle ich also sehr.
Hier unsere Highlights / Tipps:
* Giant Forest Museum
Haltet euch an diesen Punkt – hier habt ihr ein Besucherzentrum, Toiletten und die Möglichkeit, die ersten riiiichtig riesigen Mammutbäume zu inspizieren. Der Parkplatz befindet sich von Three Rivers kommend auf der linken Seite. Von dort geht es – mit dem Auto oder auch Bussen (wir empfehlen das eigene Auto) – rechterhand zum…
* Moro Rock Trail (1km)
Die Parkplätze sind dort recht begrenzt, es lohnt sich aber, auf einen zu warten. Wir haben uns selbst dort etwa 45 Minuten aufgehalten – schnell hinauf auf das Berglein, die waaaaahnsinnige Aussicht genießen, wieder hinunter und schon weiter.
Die Steigung ist relativ “stark”, aber absolut in Ordnung. Nur die Hitze hat die Besteigung wieder etwas mühsam gemacht – wir waren genau zur Mittagszeit dort (juhu, 40 Grad!). Gönnt euch immer wieder ein paar kleine Pausen, hinter ein paar wenigen Felsen kann man auch kurz in den Schatten. Das Stückchen ist gleichermaßen atem(be)raubend.
* Crescent Meadow (2,5 km)
Auf dem Weg dorthin passiert ihr den berühmten Tunnel Log. Da war es mir für das Video auch nicht zu schade, dass R drei Mal im Kreis fahren musste, um eine tolle (menschenleere) Szene zu bekommen – immerhin wurde die Einstellung auch zur Einstiegssequenz unseres Reisevideos auserwählt. Hat sich also ausgezahlt, eine Familie – höflich – wegzuscheuchen, als R zur vierten Runde angesetzt hat…
Bei Crescent Meadow haben wir dann gepicknickt – ach, was war das fein. Die gemütlichen Holzbänke laden zum Verweilen an. Auch die Bärenschilder. Wir hätten so gern einen gesehen 😀 – aber im Endeffekt war es gut, dass keiner unseren Stangensellerie wegfuttern wollte.
Der Rundweg führt um eine saftig grüne Wiese – in der Ferne könnte man meinen, dass der funkelnde Edward sich im Sonnenlicht räkelt. Folgt dem Weg, um auch zum berühmten ausgebrannten Baumstamm zu kommen.
Keine Sorge, die Waldbrände verhelfen den Bäumen zu ihrem unglaublichen Wachstum. Sie brennen oft innen aus, aber die Asche ist wie Dünger. Generell sahen wir oft glimmende Bäume und streckenweise verbrannte Flächen.
* General Sherman Tree (etwa 2 km)
Hierfür orientiert ihr euch am Lodgepole Visitor Center. Dort könnt ihr auch parken.
(Hinweis: Ein behindertengerechter Weg ist auch verfügbar. Hier gibt es einige Parkplätze direkt am General Highway, wo natürlich auch andere parkten, … ich verstehe Menschen einfach nicht.)
Der Weg ist nicht allzu lange, aber ein Stückchen bergab und folgedessen auf dem Retourweg wieder bergauf. Uns hat zu dem Zeitpunkt eher die Temperatur zu schaffen gemacht. Ein Gewitter zog auf und es war unglaublich schwül und drückend. Seid also gewappnet, dass sich das Wetter sehr rasch verändern kann.
Dieser Weg/Rundweg ist ein Wahnsinn. Die Riesen der Riesen warten hier auf euch – unter anderem der berühmte General Sherman Tree (11 Meter Durchmesser! 2200 Jahre alt, etwa 1400 Tonnen schwer). Ein Gigant!
* Augen offen halten
Auf eurer Fahrt werdet ihr immer wieder an anderen Phänomenen vorbeikommen – wie ganz besonderen Formationen der Bäume – oder auch umgefallenen Riesen. Achtet darauf, niemanden beim Parken zu behindern.
Das haben wir nicht geschafft:
* Crystal Cove
* Crystal Cove
Hierbei handelt es sich um eine der 200 Marmorhöhlen im Sequoia und anschließenden Kings Canyon NP. Von Mitte Mai bis Ende November – je nach Schneeverhältnisse – kann die Höhle im Rahmen einer Führung besichtigt werden. (Achtung: Kinderwägen und Rollstühle sind leider nicht möglich.) Die Führung dauert etwa 50 Minuten. An manchen Sommerabenden wird die “Explorer’s Lantern Tour” angeboten. Hierfür wird das eingebaute Licht in den Höhlen abgeschaltet und man geht mit Laternen mit Kerzen durch. Wer ganz auf Abenteuer aus ist: Samstags gibt es manchmal die “Adventure Tour”, welche vier bis sechs Stunden dauert. Hierfür heißt es: Klaustrophobie nicht erlaubt. Mit Stirnlampen und Ellbogenschonern ausgerüstet kriecht man durch weite Teile der Höhle (brrrrrrrrrrr!).
Achtung: Für alle Führungen ist eine Vorausplanung erforderlich (vorher in einem Besucherzentrum das Ticket erwerben; bei der Höhle werden keine Karten verkauft. Die Fahrt zu ihr dauert vom Besucherzentrum etwa eine Stunde, nehmt das nicht umsonst in Kauf.)
Achtung: In der Höhle herrschen auch im Sommer etwa 10 Grad Celsius.
* Tokopah Falls Trail (7km)
Im frühen Sommer dürfte dieser Wanderweg herrlich sein – wegen der Schneeschmelze führt der Wasserfall genügend Wasser.
* Big Trees Trail (2,5km)
Solltet ihr sowieso schon beim Giant Forest Museum sein, könnt ihr von dort auch den informativen Big Trees Trail machen.
Kommentare
Andrea
Ah was für schöne Eindrücke!! Ich kann das Gefühl nur zu gut nachvollziehen, wenn man einen Trip einfach nicht ausreichend in Worte verpacken kann, aber ich finde es ist dir trotzdem super gelungen. 😉
GLG, Andrea
Pebbles and Blooms
An
Sooo toll! Vielen Dank für den tollen Post!!!
Marie
Wow, das sieht wirklich toll aus, ich will auch mal nach Amerika ! Dieses Jahr bin ich aber noch in Europa im 4 Sterne Hotel Südtirol unterwegs und freue mich schon sehr. Ob ich nächstes mal einen USA-Trip mache? Eigentlich eine gute Idee 😀
B. Mildenberger
Es ist einfach toll was du dir hier für Energie reingesteckt hast! Einfach toll und es ist schon ein Weilchen her, dass ich dort war. Aber ich fand es schon echt mächtig beeindruckend. Man vergisst aber zum Glück wieviel Aufwand es ist immer alles zu planen und daruaf zu achten wie und wann man tanken kann und wo man am besten parkt und alles was eben dazugehört. Die tollen Erlebnisse bleiben einfach im Herzen und im Kopf. Das lässt du hier wieder aufleben! Toll.
Viele Grüße Biggi
Lena
Wow, die Bäume sind ja wirklich riesig riesig 😮
Ich kann mir gut vorstellen, dass das beeindruckend sein muss, wenn man da direkt davor steht 🙂
USA Roadtrip: Yosemite Nationalpark – magnoliaelectric
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