Erschreckend! Der letzte USA-Post ist bereits ein dreiviertel Jahr her! Und die Reise? Eineinhalb Jahre. Die Erinnerungen? Ich spüre, wie sie schwinden. Zumindest die Details. Deswegen habe ich das Video vor kurzem mal wieder angesehen und konnte mich in die Stimmung reinfühlen und schloss den Tab mit einem Lächeln und der Motivation, an den kleinen Travelguides weiterzuschreiben. Im letzten Eintrag habe ich euch zum Sequoia Nationalpark mitgenommen, eines meiner absoluten Highlights. Und wie es bei der Reise so war, jagte eines das andere.
Wir kamen abends zum Sonnenuntergang in unserer Unterkunft nahe des Südeingangs des Yosemite Nationalparks an. Bepackt mit einem Säckchen Burger aus der nahe liegenden Stadt Oakhurst, denn wir wurden gewarnt, in Fishcamp würde es abends schwer sein, noch etwas zu bekommen. Diese verspeisten wir dann gemütlich auf der kleinen Veranda vor unserem Motelzimmer, um rasch ins Bett zu fallen. Wir wollten früh los, es würde ein langer Tag werden und viele Kilometer, die vor uns lagen.
Das Morgenlicht ist das, was ich am meisten hängen blieb, wenn ich im Nachhinein die Augen schließe und die Gedanken an die Reise durch meinen Kopf fluten lasse. Wenn ich die Schoten dieses Erinnerungskessels öffne, dann fließt das Licht zuerst – gefolgt von der frischen Luft, die ich stets gierig in die Lungen einsog. Das Gezwitschere der Vögel und leichte Brausen des Windes begleiteten uns auf dem Weg zum Eingang des Nationalparks, der nur knapp drei Kilometer entfernt liegt. Danach geht es aber noch ein ganzes Stück weiter, bis man zu den Highlights kommt.
Weil ich befürchte, dass ich den Tag sowieso nicht so Revue passieren lassen kann, wie er auch passiert ist, möchte ich euch mit Bildern und jeweiligen kurzen Tipps daran teilhaben lassen. Im Endeffekt muss man das selbst erlebt haben, um dieses Freiheitsgefühl bis in das letzte Fitzelchen des eigenen Körpers spüren zu können.
INFORMATIONEN YOSEMITE NATIONALPARK
Der Yosemite Nationalpark liegt nördlich des Sequoia Nationalparks, im Herzen Kaliforniens – und ist doch so anders als das typische “California-Feeling” an der Küste. Er befindet sich mit seinen 3000 km² inmitten des Gebirgszuges der Sierra Nevada. So findet man kein anderes Gebiet in der Nähe – ein Tal, das ein wenig wie “In einem Land vor unserer Zeit” aussieht, besät mit zahlreichen Baumarten, darunter auch Mammutbäume – eingebettet in ein alpines Hochgebirge mit atemberaubenden Felsformationen und dementsprechend wunderbare Ausblicken. Man kommt überall gut mit dem Auto hin, kann aber auch auf Pendelbusse ausweichen. Von den unterschiedlichen Parkplätzen kann man Wanderungen mit jeglichem Schwierigkeitsgrad starten und so Flora und Fauna genießen.
Ein Nachteil des Parks ist bestimmt die Nähe zu großen Städten wie San Francisco (etwa 4-5 Stunden Fahrtzeit) – im Sommer war der Park demnach entsprechend gefüllt. Es empfiehlt sich deswegen so früh wie möglich zu starten.
Es gibt unterschiedliche Eingänge und der Park ist das ganze Jahr besuchbar. Im Winter sind einige Straßen gesperrt, wie auch der berühmte Tiogapass, der beispielsweise bei unserer Reise erst Ende Juni geöffnet hat – da hatten wir Glück! Im Normalfall wird er etwa ein Monat früher wieder geöffnet. Erkundigt euch unbedingt vorab, sonst müsst ihr einen langen Umweg fahren, je nachdem, wie eure Reise weitergeht.
24/7 geöffnet und noch dazu an jedem Tag im Jahr. Pro Auto zahlt man etwa 35 Dollar pro Auto, man kann dafür eine Woche im Park herumfahren. Solltet ihr mehrere Nationalparks sehen wollen – oft muss man auch durch sie sowieso hindurch – empfiehlt sich eine Jahreskarte “American the Beautiful Annual Pass” (80 Dollar), mit der ihr theoretisch über 2000 Nationalparks ein Jahr besuchen könnt. Es zahlt sich im Normalfall schon bei 3-4 Parks aus. Den Pass bekommt man zum Beispiel bei einer der Einfahrten der NPs.
* Es gibt im Nationalpark nur wenige – und wenn sehr teure – Tankstellen. Tankt ausreichend zuvor, wobei ihr wahrscheinlich nicht darum herumkommt, zumindest einmal zu tanken. Bevor ihr ins Valley direkt fährt, empfiehlt es sich auch zu tanken, denn wir hatten einen richtig langen Stau mit nur einer Umkehrmöglichkeit, die wir leider nicht wahrgenommen hatten, sodass wir ewig brauchten, um wieder herauszufahren.
* Achtung: Wer in der freien Natur bei längeren Wanderungen übernachten will, braucht eine Erlaubnis (“wilderness permit”), die man im Visitor Center oder auf Rangertstationen bekommen kann.
Der Park ist so groß – alles schafft man mit wenig Zeit leider nicht. Ich stelle euch hier ein paar der Regionen vor.
* Yosemite Valley: Der “Mittelpunkt” des Nationalparks, auch als “Das unvergleichliche Tal” bezeichnet. Eine wunderschöne Aussicht auf das Valley hat man vom Tunnel View Parkplatz.
* Mariposa Grove, Tuolumne Grove und Merced Grove: Mammutbaumhaine im Park, wobei der erste davon der größte ist. Dieser war bei unserem Aufenthalt gesperrt, umso froher war ich, zuvor bereits im Sequoia gewesen zu sein.
* Glacier Point: Hier hat man einen sagenhaften Ausblick auf das ganze Tal und sieht dabei auch den gegenüberliegenden Half Dome, den El Capitan und auch bis zu den Yosemite Falls. Weitere Tipps – siehe unten.
* Tioga Road (Highway 120): Schlängelt sich im Norden über den Yosemite Nationalpark und führt zum Beispiel beim wunderschönen Tenaya Lake vorbei.
Hier unsere Highlights / Tipps:
Der Glacier Point war mein absolutes Highlight. Die Straße ist etwa von Juni bis Oktober geöffnet, bei Schnee kann man nur über den Badger Pass via Ski in die Nähe kommen). Nachdem wir relativ lange bergauf fuhren – immerhin liegt der Point auf 2199m – hatten wir nach einem winzigen Fußmarsch den Blick über das ganze Tal vor uns. Mir blieb förmlich die Spucke weg, mein Mund trocknete nicht nur wegen der Wärme der Sonne aus, dafür wurden meine Augen etwas nass und ich spürte das Herz, das sich genau hier wohl fühlte, fest in mir pochen. Wir blieben relativ lange in der Umgebung, gingen noch ein Stück weiter und folgten kleinen Schotterwegen durch grüne Büsche und vorbei an Felsbrocken. Wir waren gar nicht weit weg von der “Touristenzone” und hatten plötzlich den Augenblick nur für uns. Ich möchte euch nicht ermutigen, einfach durch Wiesen und Wälder zu latschen und dabei Blumen und Gräser zu zerstören, sondern kleine ausgeschilderte Wege zu finden, die die Masse ignoriert, weil sie ausschließlich zum Aussichtspunkt möchte.
Ich hatte mir ein weiteres “instagram-eskes” Foto in den Kopf gesetzt. Ein Foto auf einem kleinen Felsvorsprung und vor einem Yosemite. Mehrfach gesehen. Und dann in Natura sofort verworfen. Die Leute dürften alle über eine Absperrung geklettert sein – gefährlich für einen selbst und absolut kein gutes Vorbild für alle Kinder und Jugendlichen, die sich dort befinden. Ich kann’s nur mehrfach betonen – diese Gefahr ist kein einziges Foto der Welt wert! Man bekommt auch sonst nette Erinnerungen hin!
Auch die Strecke zum Glacier Point ist nicht ohne und wir blieben mehrfach stehen, um die blühenden “Meadows” zu bewundern oder eine kurze Rast zu machen und einfach nur die Natur zu genießen. Besonders aufgeregt war ich, dass ich genau jenen Schnappschuss per Zufall machen konnte, den ich mir unbedingt gewünscht hatte: Die Sicht auf den Half Dome, wenn man die Serpentinen Richtung Glacier Point abfährt. Wuhu! Das Foto gehört zu meinen Lieblingen der Reise. Ich denke, das war in der Nähe des “Washburn Points“.
Auf dem Weg zurück ins Tal – unterschätzt die Strecke nicht, wir waren ganz schön lange unterwegs, bestimmt über eine Stunde – fuhren wir automatisch durch den Wawona Tunnel. Kurz danach kommt der Tunnel View Point. Hier unbedingt – wenn auch der Parkplatz wieder bestimmt voll sein wird – Halt machen und den Blick ins Tal genießen.
Er befindet sich ein Stück nach dem Tunnel View Point auf der Südseite des Tals.
Man lernt nie aus, denn bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide nicht, warum der Wasserfall so heißt. Ein Bridal Veil ist nichts anderes als der Brautschleier und da die Wassergischt so fein ist und alles einhüllt, konnte man sich den Namen schon besser herleiten. Man besagt, dass man durch das Inhalieren der Wassergischt bessere Chancen hat, einmal zu heiraten. (Hat nicht geholfen, haha!) Der Wasserfall stürzt knapp 190 Meter in die Tiefe in ein kleines Becken, um das viele Touristen gescharrt sind und – leider – sehr nahe rangehen. Die rutschigen Felsen sollten nicht unterschätzt werden. Generell war es uns viel zu voll – man musste sehr lange auf einen Parkplatz waren – das Hingehen zum Wasserfall dauerte nur ein paar Minuten, ihr wisst, amerikanische “Wanderverhältnisse” (“distance: 0,8 km roundtrip” sag ich nur…).
Es war wirklich heillos überfüllt und wir standen ewig im Stau. Eigentlich wollten wir noch zu den Yosemite Falls und diese auch vielleicht bewandern, brauchten aber ewig vom Tunnel View Parkplatz durch das Valley selbst. Im Endeffekt dauerte es über eine Stunde, um am Southside Drive entlang zumindest bis etwa zur Mitte zu gelangen (wo das Visitor Center liegt). Wir hätten damals eher die Abkürzung nehmen sollen und gleich zurück über die El Capitan Bridge Richtung Northside Drive und dann zurück auf den Highway 120. Wanderungen haben wir deswegen keine mehr gemacht, weil wir eigentlich nur Weg von den Menschenmassen wollten. Das war uns wirklich zu viel und hat sich nicht nach Natur und Erholung angefühlt. Anders ist es vielleicht, wenn man länger im Valley ist und somit schon morgens mit Wanderungen starten kann. Gegen Mittag war es heiß, stickig und voll.
So kurvten wir immer mit skeptischem Blick auf die Tanknadel Millimeter für Millimeter durchs Tal, sahen beim Zurückfahren noch ein wenig was von den Yosemite Falls und bestaunten die massive steile Felswand des El Capitans neben uns. Mit einem erleichterten Seufzer kamen wir irgendwann dann bei einer Tankstelle am Ende des Northside Drives an, kauften uns Snacks, tankten irrsinnig teuer und fuhren dann über den fast leeren Tioga Pass Richtung…
Als ich mit den Mädls 2013 auf dieser Strecke fuhr, hatten wir etwas zu viel für einen Tag geplant. Von Bishop bis nach San Francisco sollte es gehen. An einem Tag. Inklusive Sequoia. Irgendwie verzettelten wir uns total, da wir uns ewig am Mono Lake, Ellery oder Tioga Lake sowie Tenaya Lake (siehe Post von 2013) aufhielten und gar nicht merkten, dass das ja noch gar nicht Yosemite ist. Das wusste ich erst so richtig, als wir damals am Schild vorbeifuhren, das in eine ganz andere Richtung als San Francisco zeigte – nämlich ins Yosemite Valley. Dann war es aber leider definitiv zu spät, diesen Umweg zu fahren und ich sollte die wunderschönen Plätze erst vier Jahre später sehen.
Den Tenaya Lake wollte ich trotzdem auf dieser Reise nicht missen und da er auf dem Highway 120 liegt und wir diesen sowieso in Richtung Bishop befahren mussten, machten wir Halt, um durchzuatmen. Kaum Menschen. Kühlere Luft. Das schiere Blau des Wassers und Himmels. Sand und Steine unter den nackten Fußsohlen. Ein wenig Musik in den Ohren und ein Schläfchen Schläfe an Schläfe an diesem sommerlichen Julitag.
Der Tioga Pass hatte aufgrund der späten Schneeschmelze in diesem Jahr noch viele Überraschungen für uns offen – wie wunderschöne Wiesen, die noch leicht überflutet waren, rauschende Bäche, die sich neben uns entlang schlängelten (während wir parallel einen Podcast über spontane Selbstentzündung von Hoaxilla hörten, haha) und noch zum Schluss eine hohe Schneewand.
Weiter ging es für uns nach Lee Vining. Von dort besuchten wir noch den Mono Lake kurz und wollten einen Abstecher nach Bodie machen – einer Geisterstadt, die etwa 45 Minuten von Lee Vining entfernt liegt. Ihr seht, der Tag war wirklich voll gepackt, aber die Energie war noch da. Nachdem wir einen Geocache bei der Abzweigung 395 – 270 noch hoben, merkten wir nach zweiminütiger Fahrt, dass wir leider umdrehen mussten. Auf einem großen Schild prangte die Aufschrift, dass das Gebiet abends geschlossen wird. Wir würden es also nicht mehr zurückschaffen und riskieren wollten wir auch nichts. Dann erst merkten wir, wie hungrig wir eigentlich waren und via Tripadvisor fand ich eine alte Bowlinghalle in Bishop, die für ihre Steaks bekannt war. Ich reservierte rasch online, wir checkten in unsere Unterkunft ein – dieselbe wie 2013, aber sie liegt einfach gut und ist super gemütlich – und machten uns auf den Weg zur Bowlinghalle.
Dort war es super klassisch amerikanisch, ich liebte das Flair. Der Kellner war extrem nett, wir schlemmten uns durch die Karte – das Essen war wirklich sehr gut und zufrieden fielen wir nach diesem – ich merke es erst jetzt beim Schreiben – richtig langen Tag in ein weiches Bett.
Informationen zu den beiden Unterkünften:
Fishcamp – Nahe Yosemite (Südwesten)
Wifi und Parkplatz: kostenlos
Preis: 80€ pro Person / Nacht ohne Frühstück
Bishop – Nahe Lee Vining (Osten)
Wifi und Parkplatz: kostenlos
Preis: 51€ pro Person / Nacht ohne Frühstück (im Vergleich: 2013 haben wir für ein Vierbettzimmer zu dritt pro Person 25€ gezahlt, uff!)Hier noch der Steaktipp: Back Alley Bowling and Grill (auch unbedingt den Salat mit Himbeerdressing probieren)
Als Nächstes nehme ich euch ins 50 Grad heiße Death Valley mit – denn die Warnschilder, nicht zu Mittag dort zu sein, mussten wir für ein paar Minuten ignorieren, da wir genau gegen 12 Uhr ankamen.
Kommentare
USA Roadtrip: Death Valley & Las Vegas – magnoliaelectric
[…] bin so richtig in Fahrt. Der Post zum Yosemite Nationalpark ist erst knapp eine Woche her und schon fliegen meine Finger erneut über die Tastatur. Heute nehme […]
Saskia
Was für ein toller Bericht! Wir waren 2017 dort und die Zeit war auch viiieeel zu knapp – ich möchte unbedingt nochmal dort hin und ausgiebig wandern!