Kennt ihr dieses schwere Gefühl, wenn die Hälfte des Urlaubs plötzlich um ist? Meist fühlen sich die ersten Tage, wenn man auf sie zurückblickt, ewig an. Sekunden, die zu Minuten werden und Stunden, die man vollends auskosten kann. Doch plötzlich ist diese Wende gekommen und die Zeiger ticken zusehends eine Spur schneller. Wieder eine Stunde um. Wieder ein Tag vorbei. Das Ende naht. Die Zeit vergeht für mich umso schneller je mehr man an einem Tag unternimmt. Und von den vorangegangenen Travelguides habt ihr ja mitbekommen, dass diese ganz schön vollbepackt waren – mit großen und kleinen Abenteuern.
Also beschlossen wir, am Endes des Urlaubs einfach mal nichts zu tun. Der Plan ging am Ende doch nicht so auf, weil wir auch die Umgebung unser letzten Destination kennenlernen wollten, aber wir fanden den perfekten Ort für das “Fast-nichts-tun”; das Almdorf Seinerzeit* in Patergassen, Kärnten.
Als wir erschöpft von einer längeren Reise (von Leogang via Kaprun) und nach einem längeren Stau wegen der Sperre eines Tunnels im ebenso vernebelten Kärnten angekommen waren, wurden wir sofort hechelnd von Bruno, dem Haus- und Hofhund begrüßt. Schnell war klar, gegen den komme ich nicht an, denn R schloss ihn sofort in die Arme und ließ ihn die erste Zeit nicht mehr aus den Augen. Auch okay : ).
Nach der herzlichen Begrüßung von allen Seiten, stapften wir in den älteren Teil des Almdorfes, den es bereits seit 20 Jahren gibt, die Fellacheralm. Recht lange brauchte es nicht, um mich vollkommen in den Bann zu ziehen. An jeder Ecke versteckten sie tausende Details, die man begutachten musste. Von den verschlungen angelegten Wegen, über die hunderten Blumen, die im aufkommenden Sturm ihre Köpfe hin- und herwippten und nicht zu vergessen die wunderbaren Almhütten, die auf traditionelle Weise mit ausschließlich natürlichen Materialien gebaut wurden.
Den ersten Abend verbrachten wir ausschließlich in unserer Hütte – ließen uns Käsespätzle und Zwiebelrostbraten sowie Mohnnudeln mit Vanillesauce bringen, heizten den Kamin an, während draußen ein Gewitter aufzog und legten die Füße hoch, während die Lider bei flackerndem Kaminlicht und schummriger Hüttenbeleuchtung immer schwerer wurden.
Am nächsten Tag entschieden wir uns nach dem langen und ausgiebigen Frühstück dann doch wirklich, wirklich nichts zu tun. Also; nochmals ein zweites Nachfrühstücksnickerchen einlegen, weil man in der Nacht sooo tief und fest geschlafen hat und draußen nur ein wenig Donner und der um die Dächer sausende Wind zu hören war.
Dass wir den Kamin täglich angezündet haben, brauche ich nicht zu erwähnen, ja? 🙂 Feueeer! Ein Magnet, dem könnte ich stundenlang zusehen.
An unserem letzten ganzen Urlaubstag packten wir nach dem Frühstück und der Massage – mehr Infos, siehe Fakten, weiter unten – alles zusammen und erkundeten die Turracher Höhe, welche nur etwa 15 Autominuten entfernt liegt. Es war leider bitterkalt (6 Grad, ah, Sommer?!), sodass wir rasch mit der Panoramabahn auf den Berg fuhren, eine Runde im eisigen Wind drehten, eine riesige Suppe auf der Almhütte aßen (mhhh, Kaspressknödl!) und dann den Nocky Flitzer (Sommerrodelbahn) wieder hinunter nahmen. Das war ein Spaß, steil und schnell – so mag ich das! Achja, erneut zwei Geocaches gehoben, weil das mittlerweile Tradition hat!
Sehr spontan fuhren wir bei der Heimfahrt noch zum Falkertsee, der etwa zehn Minuten vom Almdorf entfernt liegt. Dort fanden wir nur wenige Menschen, dafür umso mehr Kühe vor und genossen den windigen Spaziergang bei frischer Luft um den kleinen See. Definitiv eine Empfehlung, dort mal vorbeizusehen!
Nachdem ihr einen kleinen Einblick in unseren Aufenthalt bekommen habt, habe ich hier noch ein paar spannende Fakten über das Almdorf Seinerzeit. Die Betreiberin Christine Knapp hat uns am vorletzten Tag ein Stündchen durch die beiden Dörfer geführt und ich habe versucht, alle Infos irgendwie aufzusaugen, um sie für euch gekürzt wiederzugeben:
* Adresse: Fellacheralm, 9564 Patergassen bei Bad Kleinkirchheim
* Webseite: Almdorf Seinerzeit
* Seit Kurzem gibt es nicht nur den Fellacher-Teil, sondern auch den Kleeangerle-Teil. Im gleichen traditionellen Stil wurden 37 weitere Chalets und Hütten errichtet, um das Almdorf zu erweitern. Den Mittelpunkt bildet das Restaurant mit Rezeption. Die beiden Dorfteile sind in wenigen Gehminuten zu Fuß erreichbar.
* Verschiedene Hütten und Chalets für 2 – 8 Personen (45-250m²). Die Hütten könnt ihr euch unter diesem Link genauer ansehen. Wir übernachteten im Fellacherteil, also im alten Dorfteil. Das gefiel mir sogar eine Spur besser, weil schon alles verwachsen war – Pflanzen weit und breit und das urige Gefühl, dass es die Häuser schon viel länger gibt :). Unsere Hütte war die Almhütte Alpetta, Nummer 7 – mit tollem Blick auf die bewaldeten Berge; vom Bad sah man auf den kleinen Teich hinter uns. Herrlich.
Die Hütten sehen zwar auf den ersten Blick sehr ähnlich und dadurch aufeinander abgestimmt aus, jedoch hat jede ihren individuellen Charme und ist somit einzigartig in ihrer Art und Weise. Je nach Hüttenkategorie hat man natürlich auch eine andere Einrichtung, jedoch sind alle im traditionellen Bauernstil gehalten. Ihr findet einen Omaofen vor, einen Kachelofen, einen Holzzuber als Badewanne (die teilweise auch 20 Jahre alt sind, aber durch die Behandlung mit Orangenöl noch immer wie neu aussehen!), eine Stube, gemütliche Betten, in denen man tief und fest schlafen kann. Wir hatten zudem noch eine Infrarotkabine dabei, die nach dem Turracher-Ausflug herrlich war, um sich wärmen zu lassen. Bei den größeren Chalets gibt es teils eigene Gärten, einen Pool oder Badeteich, einen eigenen Weinkeller, einen Hot-Pot vor der Tür, eine Saune und so weiter – ihr seht, je nach Bedarf wurde an alles gedacht!
* Preise: derzeit ab 290€ pro Hütte/Nacht in der Nebensaison und 320€ pro Hütte/Nacht in der Hauptsaison. Inbegriffen ist der Hüttenservice, also auch das Frühstück, das einem in die Hütte gebracht wird. Zu Weihnachten und Silvester sind die Hütten etwas teurer.
* Essen: Das Frühstück wird je nach zeitlicher Vereinbarung vom Hüttenwirt / der Hüttenwirtin in die Hütte serviert. Wenn man schon wach ist, werden Eier je nach Wunsch zubereitet, sonst kann man sie auch selbst machen. Das Frühstück war immer so umfangreich, dass wir uns je ein Weckerl für später bestreichen und belegen konnten. Sonst wäre das alles gar nicht zu schaffen gewesen. Das war so ein großartiger Service, weil man im Bademantel oder Pyjama ganz zerknittert und verschlafen in aller Ruhe ohne andere Gäste gemütlich essen kann. Herrlich! Die Hüttenwirte waren stets sooo sympathisch und freundlich, es hätte nicht passender sein können!
Das Abendessen ließen wir uns zweimal auf die Hütte bestellen. Ein Blick in die etwas kleinere Speisekarte und ein Anruf reichten aus, um eine halbe Stunde später das warme Essen auf dem eigenen Tisch stehen zu haben. Das Ganze klingt zwar nach Lieferservice, vielleicht ja, aber mit Stil. Eine Kerze wurde entzündet, Stoffservietten parat gelegt, das Tischtuch ausgebreitet – ein Dinner für zwei, schick und doch gemütlich! Rechnet mit etwas höheren Preisen; nicht, dass ihr dann verwundert seid. Hauptspeisen kosten zwischen 17 und 23€, das Dessert um die 10€. Der Kaiserschmarrn war richtig, richtig gut!
Ein Besuch im hauseigenen Restaurant kann man sich jedoch ebenso gönnen, denkt aber daran, euren Tisch zu reservieren, da auch “Fremde” vor Ort speisen können.
* Wellness: Auch der Wellnessteil kommt nicht zu kurz. Das Almspa bietet ein reichliches Verwöhnprogramm an, zudem gibt es ein Badehaus mit Badeteich und Sauna davor. Inklusive Ruheraum mit Blick auf die Berge. R und ich präferierten jedoch eher unser eigenes Hüttchen; mit Terrasse nur für uns und ebenso einem atemberaubenden Blick auf die Wälder und Berge. Wir buchten zwei unterschiedliche Massagen (Ganzkörper und Kopf-/Nackenmassage), jedoch gab es leider ein Buchungsproblem, sodass unsere Massagen nicht eingetragen worden sind. Was war im ersten Moment etwas ärgerlich, weil ich mich nach der wanderreichen Woche sehr auf Entspannung beim Durchkneten freute. Die sehr, sehr sympathische Masseurin entschuldigte sich vielmals, ich bekam dann noch nächsten Tag einen Termin, während R den Fitnessraum bevorzugte :). Mein Tipp: Man muss die Massagen eigentlich schon vor der Anreise buchen, fragt also bei der Ankunft nochmals nach, ob eure Anfrage so passt :).
* Für wen ist’s geeignet? Ich denke für alle, die sich Ruhe und doch tollen Service gönnen wollen. Wir haben genau ein anderes Paar während des Spaziergangs in “unserem Dorfteil” gesehen und waren verwundert, dass in der Hauptsaison so wenig los sei. Dann sahen wir, dass an fast jedem Häuschen ein Zettel gepinnt war, das Indiz, dass es gerade bewohnt wird. Die absolute Stille, weil sich viele in den Hütten zurückziehen oder wandern gehen, kann man dabei nur genießen. Auch für Familien oder Generationenurlaub ist vorgesorgt. Das Almdorf kommt ohne großem Entertainmentprogramm oder Spielplatzangebot aus, denn alles was man braucht, ist die Natur. So bin ich ebenso aufgewachsen und finde das Konzept dahinter toll. Große Wiesenflächen, Bäche, kleine Wälder, einige Tiere, die dort hausen (unter anderem auch zwei Esel, yay!) und die eigene Fantasie. Für einen Generationenurlaub – und das Konzept finde ich besonders schön, mit der eigenen Familie, sei es Oma, Opa, Eltern, eigene Kinder zusammen zu verreisen -, eignen sich die größeren Hütten, da es eigene Parteien im Haus gibt, aber man doch jederzeit einen gemeinsamen Ort, zum Beispiel den Wohnraum oder die Gärten hat. Laut Christine Knapp liegt der Altersschnitt derzeit bei 30-45 Jahren, vor allem alle, die viel im Leben zu tun haben und einfach mal raus wollen. Ruhe und Entspannung mit kleinen Extras, die den Aufenthalt besonders machen.
Weiters bietet das Almdorf Angebote für Gruppen oder Hochzeiten an, einfach mal nachfragen, ich denke, dass die tollen Mitarbeiter/innen vor Ort, das für euch geeignete Paket zusammenschnüren können.
* Das Almdorf Seinerzeit lud uns für drei Nächte ein
und übernahm die Kosten für Übernachtung und Verpflegung.
Vielen Dank an Christine, die sich die Zeit nahm, uns durch
die Dörfer zu begleiten und mit Insiderinfos zu versorgen und
auch ganz lieben Dank an Cornelia für die tolle Vermittlung!
** PS: Lieber Bruno, R vermisst dich!
Kommentare
Neri Fee
Bilderbuchatmosphäre ♥
Jojo
das bräuchte ich jetzt!!
Petra
Ohh das sieht traumhaft aus! Ich bin super gern in den Bergen, das vermiss ich hier in Hamburg immer etwas 🙂 Aber bald bin ich wieder daheim am Bodensee und kann das Alpenpanorama genießen.
Die Hütten sehen sehr toll aus, leider so als Student nicht finanzierbar.
Liebe Grüße
Petra
Andrea
Klingt nach einem tollen Urlaub. Einfach in die Berge und abschalten. Den ganzen Alltagsstress vergessen. Weiß nicht, ob ich das einfach so könnte^^