Meine Sommerleseliste war lang – und das ist sie noch immer. Gelesen habe ich zwar viel, aber insgesamt nicht die Bücheranzahl, die ich mir vorgenommen habe, sondern auch ganz viele Fachbücher und Zeitschriften, die sich so auf meinen Lesestapel geschummelt haben.
Eines jedoch, das ist besonders hervorgestochen und absolut let’s talk about books-würdig, sodass ich es euch heute näher vorstellen möchte. Noch rasch, bevor der Sommer um ist, denn das Buch hat so viel Sommergefühl inne, dass der Herbst diesbezüglich nicht mithalten könnte.
Das sagt der Klappentext von “mein bester letzter sommer”* (Anne Freytag):
Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …
Anne Freytag nimmt uns mit auf eine Reise, die aus so vielen schönen und gleichzeitig schrecklichen Momenten besteht, dass man sich beim Lesen nicht sicher ist, ob man nicht irgendwie und irgendwann die Notbremse ziehen und das Ende des Buches unberührt lassen sollte.
mein bester letzter sommer also begleitete mich nach Kroatien, wovon ich noch nächste Woche ein paar Bilder zeigen möchte. In den Minuten und Stunden, in denen wir nicht kichernd aufeinander saßen, flogen meine Augen förmlich über die Seiten und ich tauchte voll und ganz in die Geschichte von Tessa und Oskar ein.
Der Titel verrät uns schon, auf was der Inhalt hinauslaufen wird, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Meiste Zeit wird aus Tessas Perspektive erzählt und so lernt man schnell ein junges, unsicheres, jedoch auch irgendwie standhaftes und mutiges Mädchen kennen, das die grausame Nachricht bekommen hat, bald gehen zu müssen. Ohne viel erlebt zu haben. Ohne das Leben ausgekostet zu haben, so wie sie es sich eigentlich vorgestellt hatte. Sie hatte ja noch genügend Zeit. Eigentlich. t
A schimpft mich ja immer, wenn ich diese Art von Büchern lese, weil sie weiß, wie nah mir so etwas geht – so heulte ich mir 2012 schon in Kroatien die Augen aus, als ich the fault in our stars las. Und auch jetzt kann ich es nur bestätigen – bei derlei Büchern bin ich tatsächlich viel zu nah am Wasser gebaut.
A schimpft mich ja immer, wenn ich diese Art von Büchern lese, weil sie weiß, wie nah mir so etwas geht – so heulte ich mir 2012 schon in Kroatien die Augen aus, als ich the fault in our stars las. Und auch jetzt kann ich es nur bestätigen – bei derlei Büchern bin ich tatsächlich viel zu nah am Wasser gebaut.
Tessa nimmt uns also auf ihren letzten Wochen mit und die sind alles andere als ihr bisheriges Leben. Sie sind spontan, verrückt, bunt und lebendig. Wie das Leben sein sollte! Sie sprühen teilweise vor Energie, die aufgrund mancher Umstände genauso schnell wieder verebbt. Ich fand sie als Protagonistin meiste Zeit glaubwürdig und konnte mich in viele Gedankengänge gut hineinversetzen. Es gab jedoch einige Passagen, in der ich mich innerlich klar von ihr distanzierte und nach eigener Einschätzung ganz anders reagiert hätte als sie. Besonders die Tatsache, dass sie mit ihrer Familie nicht gut klar kommt, tat mir weh, weil sie oft meines Erachtens viel zu bitter, kaltherzig und trotzig reagierte. Aber was kann ich schon urteilen, kenne ich ja nur Aspekte ihrer Vorgeschichte, die Anne Freytag immer wieder in die Handlung einbaut.
Der zweite Charakter, der die Geschichte trägt und überhaupt ins Laufen bringt, ist Oskar. Für mich war die erste Begegnung und auch das Kennenlernen (und das schnellste Verlieben, das man sich nur vorstellen kann – das hätte man meines Erachtens noch ausbauen können) zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, aber Oskar, den konnte ich schnell ins Herz schließen.
Insgesamt möchte ich gar nicht zu viel verraten, da ich es besonders bei diesem Buch wichtig finde, wenn man sich einfach auf die Geschichte einlässt. Es liest sich wunderbar schnell, auch gerne mal für Zwischendurch, sollte man das Ende jedoch eher in privateren Räumen genießen. Bei mir war es so, dass ich gegen Ende hin immer mehr spürte, wie trocken meine Kehle wurde und meine Augen ein dezent brennendes Gefühl zu verbergen versuchten. Also las ich die letzten paar Kapitel in meinem kleinen Zimmer in einer heimeligen Unterkunft, ganz für mich. Nur als die Tränen dann nur so flossen, weil einem die Charaktere bis ans Ende zu sehr ans Herz gewachsen sind und ein Abschied eines Buches sowieso schon schwer genug gewesen wäre, einem die Endlichkeit des Seins immer bewusster wird, da lachten die Mädls ob der Tatsache, wie schön es doch sei, das Bücher so ans Herz gehen. Und der Meinung bin ich auch. Wenn Bücher rühren und zum Nachdenken anregen, ja dann sind sie genau richtig für einen.
Anne Freytags Schreibstil fand ich anfangs etwas mühsam. Das lag nicht unbedingt daran, dass mir ihr Stil nicht gefiel, jedoch waren die vielen kurzen, aneinandergereihten Sätze zuerst anstrengend zu lesen. Ich bin – das wisst ihr ja bestimmt auch von meinen Texten – viel eher dazu geneigt, Schachtelsätze mit hundert verstrickten Gedanken zu formulieren. Da brauchte ich bei diesen prägnanten, kurzen Hauptsatzreihen doch etwas Zeit um mich reinzufinden.
Weiters kommen viele “aktuelle” Querverweise zu sehr bekannten (Pinterest)-Zitaten vor. Anfangs war ich skeptisch, ob ich das auch passend finden sollte – Zitate, über die man in den letzten Jahren sehr häufig gestolpert ist, nun zwischen einem Bucheinband zu finden. Insgesamt mochte ich aber die Herangehensweise.
Besonders gut hat mir die Tatsache – wie schon bei Maybe Someday – gefallen, dass das Buch stark an Lieder gebunden ist. So saß ich in Kroatien in unserer kleinen Bucht auf einem warmen, glatt geschliffenen Stein und hörte in die Playlist, die es zB auf Spotify zu abonnieren gibt. Besonders der Song “Old One” von Kids of Adelaide hat es mir besonders angetan, sodass er in den folgenden Minuten, in denen die Wassertropfen auf meiner Haut den wärmenden Sonnenstrahlen wichen, immer wiederholt in mein Ohr geflüstert wurde.
Schade fand ich, dass einige Songs im Buch nicht thematisiert wurden. So sind es zwar großartige Lieder, die man nun genießen kann, aber ich finde keinerlei Bezug zu Teskars Geschichte – eventuell hätte man hier die Liste etwas kürzen oder mehr Songs in die Geschichte einflechten können.
Sehr schön fand ich die kleinen Details, wie die Krabbe – oder später noch ein anderes Tier, von dem ich nicht zu viel verraten möchte -, die die Kapitel zierten. Die Kapitel haben übrigens eine tolle Länge, um stetig weiterlesen zu wollen. Geht es euch auch so, wenn ihr schon übermüdet seid und ihr bemerkt, dass es nur noch 3-4 Seiten sind, dass das Weiterlesen automatisch passiert? Das war hier oft genug der Fall – und immer wieder verschwand ich prompt im nächsten. Nur noch eines…
Solltet ihr nun Interesse an Teskars Geschichte haben, dann wünsche ich euch bezaubernde Stunden mit den beiden und ihren Abenteuern. Und nehmt sie gerne mit. Wo auch immer ihr hinreist. Weil die beiden doch ein Stück weiterleben. Mit uns. Ich bin froh, dass sie es bis in diese bezaubernde Bucht nach Kroatien geschafft haben. Mit mir zusammen.
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Kommentare
Schneiderpüppchen
Das Buch klingt sehr interessant und wird nun auf meine Liste mit Büchern, die ich lesen möchte, aufgenommen. Da ich ebenfalls sehr nah am Wasser gebaut bin, wird es mir jedoch vermutlich genauso wie dir gehen. Das beste daran ist jedoch das erwähnte Lied von Kids of Adelaide. Ich liebe die Musik von Kids of Adelaide seit sie mir als Vorband eines Konzertes vor über 5 Jahren begegnet sind, daher werde ich allein aus diesem Grund das Buch sicher irgendwann einmal lesen. Gerne noch in diesem Sommer 🙂
Viele Grüße, Jule
MyOwnMemento
Danke, das Buch kam gerade auf meine Liste 😉
Kuddelmuddel
Das Buch steht auch schon eine ganze Weile auf meiner Leseliste, aber im Moment komme ich fast gar nicht zum Lernen, weil ich mit dem Lernen für die Staatsexamensprüfungen (auch Lehramt) beschäftigt bin, urgh…
Bec
Liebe Stef,
danke für den Tipp! Im Moment brauche ich ein bisschen seichteren Lesestoff, fürchte ich, aber das Buch ist auf meiner Liste gelandet. Es gibt bei mir immer Zeiten, in denen Bücher besser oder schlechter passen. Kennst du das? Und da ich weiß, dass ich mich gerade nicht voll darauf einlassen könnte, verschiebe ich es in den Herbst. Aber dann…! 🙂
Liebe Grüße
Becci
Schönes scheint
Lou Bu
Ich mag deine let's talk about books so gerne 🙂 Ich habe noch einen gigantischen Stapel Bücher im Regal liegen, der immer größer wird und ich schaffe es gar nicht so schnell, ihn "abzuarbeiten", daher muss "mein bester letzter Sommer" wohl noch etwas warten 🙁 Harry Potter hatte eh erstmal vor allem Vorrang 😀
Jana
Hach deine Buchrezensionen sind immer so schön formuliert und reißen einen auch echt mit. Über das Buch habe ich auch schon viel gelesen und gehört und es steht auf meinem Wunschzettel. Das Problem ist bei mir, wie bei dir, auch, dass ich sehr emotional auf Bücher und Filme reagiere und da alleine sein muss 😀
♥
freytag Literatur
Ich habe deine Worte zu meinem Roman sehr gerne gelesen. Sie haben mich wirklich berührt.
Viele liebe Grüße,
Anne Freytag