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Lieber Mr. Salinger – Joanna Rakoff

8. September 2015
(Sommergastpostreihe)

Hallo – ich bin Lisbeth und darf hier heute
über ein schönes Buch schreiben: Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff*.

Ich bin funkenagelneu in der Bloggerwelt, und
freue mich sehr,  wenn ihr Lust habt bei lille-mag.com oder bei mir auf instagram
(LIS.BE.TH) vorbeizuschauen.
Jetzt aber zu diesem hübschen Buch – alleine
schon das Cover macht doch Lust aufs Lesen!


Lieber
Mr. Salinger
passt haargenau in eine Zugfahrt von
München nach Hamburg – ich habe mich mit einem leckeren Milchkaffee in meinen
Sitz gekuschelt, das Buch aufgeschlagen und es nach 5 Stunden und 53 Minuten wieder
zugeklappt, aus dem Fenster auf den Hamburger Hafen geblickt und geseufzt.
Okay, zugegeben, ich habe ein wenig
übertrieben. Ich habe mir zwischendurch noch einen Kaffee im Bistro geholt und
auch dem interessanten Gespräch vor mir gelauscht. Und der dramatische Seufzer
ist auch frei erfunden. Aber es war eine der bestgenutzten und schönsten
Zugfahrten seit langem.
My Salinger Year* 
im Originaltitel ist hier in Deutschland im Knaus Verlag erschienen –
zuvor wurde in Amerika ziemlich viel Wirbel um dieses Buch gemacht „Girls meet
Mad Men!“, schrieb der Verleger und die meisten wurden schon bei der Nennung
des Kultautors J.D. Salinger hellhörig. 2015 ist in der Tat eine neue
Salinger-Welle über uns geschwappt: Fünf Jahre nach dem Tod des Kult-Autors
sind drei wiederentdeckte Erzählungen von ihm und gleich mehrere Bücher über
ihn erschienen. Eines davon ist Lieber
Mr. Salinger
–hier schreibt die Journalistin Joanna Rakoff über ihr ganz
persönliches Salinger-Jahr.

New York in den 90ern. Wie auch heute noch
rennen Massen an Menschen in schicken Anzügen und auf Stöckelschuhen eilig
durch die Häuserschluchten. Eine von ihnen: Joanna. Frisch von der Uni fängt
sie als Assistentin in der ältesten Literaturagentur Manhattans an.
Umgeben von Bücherregalen müht sie sich mit
den technischen Errungenschaften der Vorgeneration ab – denn die
Digitalisierung hat in dieser Welt aus Papier noch keinen Einzug gehalten: Einen
Computer gibt es nicht, immerhin ein Kopiergerät. Doch aller Hürden zum Trotz:
Es ist für sie der erste, vielversprechende Schritt in die Literaturbranche – ein
sogenannter „glamour job“, sehr schlecht bezahlt, aber mit der Möglichkeit
Berühmtheiten zu treffen und auf tolle Partys zu gehen.

„Irgendwo
müssen wir alle anfangen. In meinem Fall war es ein dunkles, bis unter die
Decke mit Büchern vollgestopftes Zimmer: Regale über Regale voller Bücher,
sortiert nach Autoren aus allen erdenklichen Epochen des zwanzigsten
Jahrhunderts.“

Joanna tippt tagelang Briefe und versucht
ihrer Chefin alle Wünsche zu erfüllen. Die ist jedoch, wie in fast jeder
Coming-to-career-story, ein Drache im Fellpelz.

„Wie
angekündigt kam meine Chefin um Schlag zehn, eingemummt in einen goldbraunen
Nerz, die Augen hinter riesigen, dunklen Gläsern versteckt, um den Kopf ein mit
Pferdemotiven bedrucktes Seidentuch. „Hallo“, sagte ich und erhob mich von
meinem Stuhl, wie man es für ein Mitglied des Klerus tut, Doch sie rauschte an
mir vorbei in ihr Büro, als hätte ihr die Sonnenbrille die periphere Sehkraft
genommen.“

Die Chefin macht sofort deutlich, dass Joanna
unter keinen Umständen mit Jerry
telefonieren soll und niemals Informationen rausgeben darf! Alles klar! Doch erst
später versteht Joanna, um wen es sich bei diesem mysteriösen Jerry handelt – um den berühmten Autor
J.D. Salinger!
Und auch, wenn sie vorerst nicht direkt mit
ihm zu tun hat, kann sie ihm fortan nicht mehr aus dem Weg gehen. Eine wichtige
Aufgabe – neben Leute abwimmeln – ist, die Massen an Leserbriefen zu
beantworten, die für Salinger tagtäglich eintreffen.

„Im
Laufe nächsten Stunden las ich und las und las, vernachlässigte das Tippen und
die Ablage und ging nur widerwillig ans Telefon.“

Joanna ist beeindruckt und berührt von den
vielen herzzerreissenden, tragischen und persönlichen Briefen. Sie strebt sich dagegen,
die standardisierte Rückantwort zu schicken und beginnt die Briefe selber zu
beantworten. Heraus kommen humorvolle und bewegende Antworten, in denen Rakoff immer
mehr ihre eigene Stimme findet.
Und eines Tages lernt sie den mysteriösen
Kult-Autor tatsächlich auch persönlich kennen.

„Wie oft
hatte man mir gesagt, dass Salinger nicht anrufen würde – niemals! -, dass ich
also keinerlei Kontakt zu ihm haben würde? Unzählige Male.
Und
doch… Als ich an einem Freitagmorgen Anfang April den Hörer abnahm, hörte ich
jemanden in die Leitung brülle: „HALLO? HALLO?“ Dann einige unverständliche
Laute. „HALLO? HALLO?“ Weiteres Kauderwelchs. Langsam, wie in einem Traum,
wurde aus dem Kauderwelsch Sprache. „Hier ist Jerry!“, brüllte der Anrufer. Oh
mein Gott, dachte ich. Er ist es.“

Nein, sie fällt nicht in Ohnmacht, sondern
unterhält sich recht nett mit dem älteren, mittlerweile nicht mehr schreibendem
– und weil schwerhörig, immer schreiendem –
Salinger.  Und dann tut sie das, was sie schon immer tun
wollte – sie schnappt sich die Bücher von Salinger und liest, liest, liest. Ein
Wochenende.
Erst Franny
und Zooey
, dann die Erzählungen und dann den berühmtesten Roman Ein Fänger im Roggen. Im Hinterkopf
schwirren die vielen Leserstimmen aus aller Welt,. Und auch Joanna verfällt den
großartigen Figuren und ist überrascht, wie anders als gedacht die Lektüre ist.
„Salinger
war nicht kitschig. Seine Werke waren nicht nostalgisch. Es waren keine Märchen
über irgendwelche genialen Kinder, die durch die Straßen des alten New York
flanierten.

Salinger
war nicht annähernd so, wie ich es gedacht hatte. Nicht annährend.



Salinger
war knallhart. Knallhart, witzig und sehr genauer. Ich war Feuer und Flamme für
ihn und für alles, was er geschrieben hatte.“


Während das Jahr voranschreitet, wagt sich
Joanna mehr und mehr in die Agenturwelt vor – sie prüft Manuskripte, schleppt
Papierberge mit schmerzenden Armen nach Hause zu ihrem selbstverliebten
Künstlerfreund in die kalte und schiefe Brooklyn-Wohnung. Und sie hat Erfolg,
verkauft eine Geschichte an die Times und erntet Anerkennung. Doch obwohl sie
entscheidet sich unerwartet für einen anderen Weg…

Lieber Mr.
Salinger
ist ein unterhaltsamer und zum Glück gar
nicht kitschiger Roman, der uns ins Manhattan der 90er und das Agenturwesen der
Literaturbranche entführt. Rakoffs leichtfüßige und humorvolle Erzählweise hat
mich von der ersten Seite an gefesselt. Dass die Autorin dieses Salinger Jahr
so oder auch ein bisschen anders selber erlebt hat, macht das Buch so spannend.
Dass sich die Geschichte wider Erwarten
hauptsächlich um das Berufs- und Liebesleben der jungen Assistentin dreht und Salinger
nur in einer Nebenrolle auftritt, enttäuscht nicht. Vielmehr bekommt man Lust selber
einmal in Salingers literarisches Werk einzutauchen und zu schauen, welche
Wirkung das Lesen auf einen hat.
Denn Lieber
Mr. Salinger
ist vor allem eins: Eine wunderbare Geschichte, die uns zeigt,
welche Wirkung Literatur haben und welche Kraft Worte in uns entfalten kann.
Ich wünsche Euch viel Spaß
beim Lesen, ich hoffe, ihr habt Lust darauf bekommen.
Hier könnt ihr auch noch die
sympathische Autorin selber kennen lernen (Youtubevideo) Und solltet ihr Lust haben noch ein bisschen auf der
Salinger-Welle mitzusurfen, hier findet ihr noch die erwähnten Bücher:
* Frédéric Beigbeder: Oona undSalinger*. Piper Verlag,  2015. Eine romantische Liebesgeschichte über den
Sommer in dem J.D. Salinger seine große Liebe trifft.
* David Shields,Shane Salerno: Salinger. Ein Leben*. Droemer Knaur, 2015. Eine Biografie, für die die Autoren über 200 Zeitzeugen, Freunde und
Bekannte von J.D. Salinger interviewt und Briefe, Tagebucheinträge und Fotos
zusammengetragen haben.
* J.D. Salinger: Die jungen Leute. Piper, 2015. Drei frühe, wiederenddeckte
Kurzgeschichten – aber solltet ihr noch nichts von Salinger kennen, dann
startet lieber mit Der Fänger im Roggen oder Zooey und Franny
.
 *PS von Stef: 
Diese Links sind Affiliatelinks. Kaufst du das Buch darüber ein, 
bekomme ich einen kleinen Anteil als Gutschrift, die ich für die 
Erweiterung meiner Unterrichtsmaterialien verwende. 
Danke für die Unterstützung!
Schlagwörter:letstalkaboutbooks
6 Kommentare
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Kommentare

  • Karin L.
    8. September 2015

    Ich liebe dieses Buch! 🙂 Ich habe es irgendwann einmal auf einem "Reduziert-Stapel" gesehen und einfach mal mitgenommen und war unfassbar überrascht, dass es mich so gefesselt hat. Der Schreibstil von Joanna Rakoff ist wirklich einladend! 🙂

    Liebe Grüße,
    Karin von little words

    Antworten
    • Lisbeth
      Karin L.
      13. September 2015

      Freut mich, dass es dir auch gefallen hat – ich hoffe auch, dass sie jetzt weiterschreibt:) Liebe Grüße Lisbeth

      Antworten
  • stefka
    8. September 2015

    Ah, über das Buch hatte ich bei Erscheinen einen Bericht gelesen und wollte es mir vormerken, habe es aber aus den Augen verloren. Durch diese Rezension hier, wurde ich daran erinnert. Werde ich mir jetzt definitiv kaufen.

    Ansonsten: schöne Rezension. Auch die anderen Buchvorstellungen haben mir gut gefallen.

    Antworten
    • Lisbeth
      stefka
      13. September 2015

      Cool, das freut mich total, dass dich die Rezension erinnert hat:) Viel Spaß beim Lesen und danke für die Blumen:)

      Antworten
  • MATRJOSCHKA
    10. September 2015

    Klingt wirklich gut! 🙂 Mir gefällt vor allem Zeit und Ort, worin die Story spielt. Dass du sagst, dass der Roman nicht kitischig ist, freut mich auch sehr. Sowas kann ich gar nicht leiden, also das Übertriebene, haha 🙂 Ich lese auch vor allem im Zug, aber auch ohne geplanter Reise, werde ich mir das Buch bald mal genauer anschauen. Toller Post!

    Allerbeste Grüße an dich und auch Stef!

    mtrjschk.blogspot.com

    Antworten
    • Lisbeth
      MATRJOSCHKA
      13. September 2015

      Hallo und danke für den Kommentar:)

      Und von mir auch liebe Grüße an dich, Stef, danke für die schöne Gestaltung!

      Antworten
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