Wo fängt man denn bei so einem Post an? Nach über zehn Jahren Erfahrung mit Bloggen hatte ich bislang glücklicherweise noch nicht das Vergnügen über eine größere Verletzung zu berichten und eigentlich hatte ich es in den letzten Wochen auch nicht vor, darüber ausführlicher zu berichten. Da jedoch immer mehr Fragen eintrudeln und mir selbst Erfahrungsberichte ZUM TEIL geholfen haben, werde ich versuchen, meine Kniegeschichte hier zusammenzufassen – vor allem in der Hoffnung, dass sie jemanden, dem auch diese Verletzung passiert ist, zu helfen (Für alle, die vielleicht über Suchmaschinen auf diesen Post gestoßen sind; herzlich willkommen. ) – und eventuell wird es auch ein kleiner Verarbeitungsprozess der letzten Wochen. Mal sehen, wo mich diese Reise noch hinführen wird.
16.9.2020 – Tag des Unfalls
Für meine neu konstituierten Klasse habe ich an diesem Tag ein Teambuildingevent abgehalten – das Wetter hätte nicht schöner sein können, wir waren – denke ich – alle froh, hinauszukönnen, frische Luft zu atmen und nicht im engen Klassenzimmer mit viel zu wenig Abstandsmöglichkeiten (2020, Corona und so!) die Zeit zu verbringen. Der Tag war gut, bis in der letzten dreiviertel Stunde leider dann der kleine Unfall passiert ist. Als motivierte Lehrperson – in dem Fall wohl zu übermotiviert – wollte ich den Aufschlag beim Volleyball spielen mal wieder versuchen – da ich vor Jahren, in meiner eigenen Schulzeit, selbst viel gespielt habe und ewig keinen Mikasa mehr in der Hand hatte. Gesagt getan. Nach drei Würfen freute ich mich, dass es doch noch irgendwo in mir schlummerte. Auf die Bitte der Schüler*innen hin, standen meine Kollegin und ich dann also selbst am Beachvolleyballfeld und wollten ein wenig mitspielen. Wie sagt man so schön – verschrei’s nicht; das hätte ich mir damals denken müssen, als mir “Wir müssen nur schauen, dass sich ja niemand verletzt”, über die Lippen glitt. Beim – haltet euch fest – ersten Aufschlag passierte es auch schon; der Ball wurde angenommen und an mich gespielt. Eine – ich würde sagen sogar minimale – Drehung nach links – nur blieb leider der Fuß samt Wade stehen, der Oberschenkel jedoch nicht – später: Zack; ein Ploppen in meinem Knie war zu hören und schon lag ich auf dem Boden. Solch einen Schmerz hatte ich schon lange nicht gespürt und laut meiner Kollegin war ich weiß wie Kalk geworden – ich muss sagen, ja – es tat ordentlich weh, sodass mir anfangs sogar die Luft weggeblieben ist. Ich wurde von einigen der Schüler*innen und meiner Kollegin grandios erstversorgt und die rasche Kühlung – danke an den Kioskmann fürs Verborgen eines Coolpacks – half bestimmt, dass das Knie stark anzuschwellen begann.
Eineinhalb Stunden später checkten mich die Johanniter ins Krankenhaus (UKH Lorenz Böhler) ein, da es mir nicht möglich gewesen ist, von selbst aufzustehen, geschweige denn das Bein zu strecken oder abzubiegen. Die Schmerzen waren in der Schonhaltung absolut aushaltbar, nur eine Bewegung durfte nicht vorkommen. Lustig ist es zu Coronazeiten im Krankenhaus nicht gewesen, jedoch kam ich bereits binnen dreißig Minuten zur Untersuchung an die Reihe.
Es wurde dort eine manuelle Untersuchung gemacht, recht viel konnte man aber mit dem Bein nicht anstellen. (Anmerkung: Mein Physio meinte, dass zu diesem Zeitpunkt bei einer sehr genauen Untersuchung – Schubladentest – die eigentliche Diagnose schon festgestellt hätte werden müssen, was aber leider nicht passierte.). Am Röntgen sah man noch nichts, als wurde ein Meniskusriss vorerst als Verdacht diagnostiziert – MRT-Überweisung für eine Woche später; keine Chance auf ein früheres Drankommen, auch nicht, wenn man es sich irgendwo privat gezahlt hätte. Also hieß es für mich zum ersten Mal – ich wusste ja noch nicht, wie viele Male noch kommen würden – geduldig sein.
Am frühen Abend war ich dann endlich zuhause – ausgestattet mit Krücken und Coolpack: hochlagern, kühlen, schonen lautete die Verordnung und dann durften die Tränen auch ein wenig fließen, die sich den ganzen Tag über angestaut hatten. Die Panik kam hoch, für längere Zeit ausgeschaltet zu sein und nicht zu wissen, was genau los ist, machte das Ganze nicht besser.
(Bei einem Anruf später gratulierte ich meinem Papa dann auch noch zum Geburtstag ;).)
Was ich aus dem ersten Tag gelernt habe:
- Vertraut auf euer Körpergefühl. Wir hatten kurz überlegt, ob wir überhaupt die Rettung rufen sollen. Immerhin war es kein großer Unfall gewesen. Aber ich spürte aufgrund der Schmerzintensität – und auch wegen des Geräusches, das bei der Drehung aufgekommen war, dass irgendetwas Gröberes passiert sein musste.
- Instinktiv war auch die Kühlung gut. Generell lernte ich beim ganzen Heilungsprozess, dass es oft gut war, auf das innere Gefühl zu hören und vorsichtig auszuprobieren, was einem gut tut.
- Fürs Erste war das Hochlagern und Schonen bestimmt eine gute Idee, die Schwellung zu vermeiden. Allgemein ist die neueste Studienlage jene, dass man nicht zu viel kühlen sollte, da der Körper darauf mit Wärme reagiert, um die gekühlte Stelle zu versorgen und aus der Kühlung kann auch eine verlangsamte Heilung resultieren – da der Körper schockgefrostet ist.
- Achtet darauf, dass die Kühlung nicht zu feucht ist – lieber ein Handtuch dazwischen oder auch das Kühlpack gut einpacken. Mit der Kühlung und der von der Apotheke empfohlenen Salbe (Voltadol; welche für diesen Fall natürlich komplett unsinnig war), zog ich mir eine Kontaktallergie zu und hatte die ersten drei Wochen einen massiven juckenden Ausschlag noch zusätzlich. Nicht schmerzhaft, aber nervig.
- Selbst ist die Frau! Ich wusste, wie schleppend man Termine bei Fachärzt*innen bekommen würde und hatte auch ein wenig Angst, dass die Woche darauf beim MRT nicht alles schneller vonstatten gehen würde; also wandte ich mich per Mail an einen Kniespezialisten, der mich bereits wegen etwas anderem schon vor Jahren operiert hatte.
- Tut euch nicht noch mehr weh, als es schon passiert ist… – ich rutschte am ersten Abend mit meiner linken Krücke auf einem Kleidungsstück im Bad weg und stieg mit voller Belastung auf das verletzte Bein. R hatte mich noch nie so laut schreien gehört und als der Nachbar am nächsten Tag schrieb, ob wir auch die Schreie nachts gehört hatten, wurde mir kurz ganz anders zumute (dass er jedoch etwas anderes gemeint hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht so klar ;)).
- Voraussichtlich bekommt ihr auch gleich das Rezept für Thrombosespritzen. Wenn das nicht passiert (wovon ich nicht ausgehe!), fragt vorsichtshalber nochmals nach oder besorgt sie euch im Nachhinein. Auch einen kurzen Thrombosestrumpf bekam ich fürs verletzte Bein zusätzlich. Tipp für die Thrombosespritzen: Am Bauch tun sie viel weniger weh als am Oberschenkel; dort bekommt man auch weniger einen blauen Fleck – und beim Hineinstechen der Nadel am besten tief ausatmen, auch dann ist der Schmerz erträglich. Sie können im Nachhinein etwas nachbrennen, mir hat es geholfen, wenn ich meine Hand dann etwas auf die Einstichstelle drückte und dort Druck ausübte.
- Der weiseste Spruch kam noch via Mail – ein Schüler schrieb mir nämlich: “Nichts zu danken. Eine Sportverletzung ist kein Grund mit dem Ballspielen aufzuhören. In paar Jahren haben Sie Verletzungen vom Sitzen und Liegen;)” – Recht hat er!
Die erste Woche – Vor dem MRT
Die erste Woche verbrachte ich beinahe ausschließlich liegend, war etwas unbeholfen mit den Krücken (ausschließlich Drei-Punkt-Gang zur maximalen Schonung), versuchte mit der oben genannten Kontaktallergie umzugehen und versuchte mich in der Geduld zu üben. Wie so oft in den kommenden Wochen. Ich war zwar krank geschrieben, erledigte aber von zuhause noch ein paar wichtige Angelegenheiten bezüglich des Schulbeginns und konnte nicht so ganz loslassen von meinen Aufgaben. Mich plagten Ängste, wann ich wieder arbeiten gehen könne, ob ich meinen Lehrgang zur Ausbildung als Ethiklehrerin abbrechen müsse und was nun tatsächlich im Knie los war.
Was ich aus der ersten Woche gelernt habe:
- Wenn du bei einer Knieverletzung googlst, wird es höchstwahrscheinlich bei einer Amputation enden… – sprich; all die Erfahrungsberichte machten noch absolut keinen Sinn, da ich keine genaue Diagnose hatte. Es fällt schwer, aber zu diesem Zeitpunkt (und auch zu zahlreichen späteren; ich lerne aber das selbst nicht…) ist Google kein Freund. Mein Anhaltspunkt war nur die Verdachtsdiagnose mit dem Meniskus, – da es dieser im Endeffekt nicht war, hätte ich mir viel “Recherche” ersparen können.
- Lasst euch trösten, wenn ihr traurig seid. Man muss nicht immer stark sein.
- Besonders schwer fiel mir das, weeil ich nicht ganz realisieren konnte, dass dieser “Unfall” (und ihr seht, ich kann es kaum Unfall benennen!) eine größere Verletzung die Folge hatte. Diese Akzeptanz sollte erst in den kommenden Wochen passieren.
- Tut euch Gutes. Was auch immer das ist. Ich verbrachte die erste Woche am Handy spielend, obwohl ich darauf nie Spiele spiele und schaute mir Serien hat. Hauptsache ablenken.
- Ablenken – ich konnte mich auch durch die Arbeit gut ablenken – und Achtung, das muss jeder für sich entscheiden. Aber ich fand trotz des Krankenstands eine sinnvolle Beschäftigung, indem ich die supplierenden Kolleginnen mit Material versorgen konnte; so wurde auch das – unnötigerweise (#workaholic) – schlechte Gewissen kleiner.
- Keine alleinigen Versuche, bevor es eine Diagnose gibt! Ich habe immer wieder leicht versucht das Bein zu bewegen, was aber zu schmerzhaft war. Wenn man Kontakte zu Physiotherapeut*innen oder Ärzt*innen hat, dann kann man hierbei vielleicht schon mehr abfedern. Doktort aber nicht alleine herum, das macht es nicht besser.
- Nehmt Unterstützung an! Gerade in der ersten Woche war ich auf meinen Freund angewiesen, da ich mit den Krücken nichts transportieren konnte. Morgens wurde ich auf die Couch verfrachtet, zwei Flaschen Wasser, Handy, Ladekabel und Fernbedienung, ab un zu gab es dann auch Essen ;). Wenn ihr alleine wohnt, dann nutzt die Zeit, euch gut zu organisieren – einkaufen lassen, alles herrichten, was man braucht – vor allem Gegenstände, die man nicht so einfach ohne Hände transportieren kann.
- Achtet auf eure Sicherheit – aus diesem Grund hat R schon am zweiten Tag aus einem Möbelmarkt einen günstigen Klappstuhl gekauft, damit ich mich beim Duschen hinsetzen kann – hierbei ist Vorsicht besonders gefragt.
23.9.2020 – der MRT-Termin und die Diagnose
Nach einer gefühlt wirklich langen Woche rückte endlich der MRT-Termin immer näher. Da dieser nur im UKH (dort, wo ich die Erstuntersuchung hatte) möglich war, musste ich, um dort hinzukommen, den Rettungsdienst in Anspruch nehmen. Aufgrund von – was war das nochmals, ach jaaa, Corona! – war das aber eine Odyssee und ich wurde zwei Stunden lang versetzt und wartete und wartete und wartete.. in mir wuchs die Panik, dass ich dadurch den MRT-Termin verpassen würde, was schlussendlich auch passiert ist. Durch einen Anruf im Krankenhaus wurde mir aber versichert, dass ich noch drankommen würde und so traf ich mit dreistündiger Verspätung dort ein und musste glücklicherweise nur eine halbe Stunde warten.
Man merkte im Krankenhaus coronabedingt die Anspannung, mein Vorteil war, dass dadurch wirklich nicht viel los war und knapp zwei Stunden nach dem Eintreffen bekam ich auch schon meine Diagnose.. – die mir den Boden unter den Füßen wegriss (glücklicherweise nur metaphorisch, wir wollen ja keine zweite Verletzung riskieren..).
Der Arzt begrüßte mich mit den Worten “Wieso steigen Sie nicht auf? – Blick auf die Mrt-Bilder – Na, Frau D., da fangen Sie ja jetzt eine ordentliche Kniekarriere an bei den Verletzungen.” Wow, auch Ihnen einen schönen guten Tag. Ich setzte mich mal.
Ihr merkt, es wurde bereits im ersten Satz auf einer sehr miesen Ebene gearbeitet – der, der Angst und die kommenden Minuten fühlen sich im Nachhinein an, als hätte ich sie im Vakuum und dick eingepackt in Watte erlebt. Alles war so weit weg und die Tatsache, dass ich mein Knie wohl wirklich schwer verletzt haben musste, so nah.. – die Diagnose war ein Riss des vorderen Kreuzbandes, Knocheneinblutungen, ein lädiertes inneres Seitenband sowie ein paar weitere “Kleinigkeiten” wie eine kollabierte Bakerzyste etc.
Recht helfen konnte er mir akut nicht, es gab für ihn zwei Optionen; die von ihm bevorzugte: zwei Operationen, bei der zuerst das Kreuzband befreit werden würde, da ich mir die Stümpfe zwischen den Knochen eingezwickt hatte; dann Wochen später die tatsächliche Kreuzbandplastik. Problem daran: der erste Operationstermin würde erst Anfang November möglich sein. Außer ich hätte eine private Zusatzversicherung, dann würde das eher gehen… HALLO ZWEIKLASSENSYSTEM… – nun ja, hatte ich nicht. Man könne die Operation natürlich auch ganz privat bezahlen. Nun ja, das Geld hatte ich auch nicht dafür und der Gedanke daran war sowieso gänzlich absurd.
Oder man würde abwarten und nur eine OP machen, was aber in der Zwischenzeit zu einem steifen Bein führen würde. Und; was wählt man da?
In meinem Fall Bedenkzeit. Ich sagte, dass ich mir eine zweite Meinung eines Kniespezialisten holen würde – woraufhin der Arzt noch ein wenig fieser wurde und sich auf den Schlips getreten fühlte (1:1 wohl ;)) und humpelte von dannen.
Nachdem ich weitere drei Stunden auf meinen Abholtransport wartete, war ich gegen Abend endlich wieder zuhause und der erste Schritt war, besagten Spezialisten zu kontaktieren. Man hörte mir wohl meine Verzweiflung an und so bekam ich außerordentlich bereits einen Termin zwei Tage später.
Was ich aus der Diagnose und Befundbesprechung gelernt habe:
- Bezüglich des MRTs: Ich mag es nicht unbedingt in engen Räumen zu sein – aber das MRT des Knies war absolut in Ordnung, da man nur ab dem Oberschenkel in der Röhre war. Nebenbei wurden einem Kopfhörer mit 80s-Musik aufgesetzt ;).
- Hört euch die Diagnose an und gebt euch Zeit für die Verarbeitung. Ich fühlte mich derart überrumpelt und verängstigt, was aber ausschließlich an der Art des Arztes gelegen hat. Er mag vielleicht ein guter Chirurg sein, aber auf der Empathieebene hätte er meines Erachtens noch Nachhilfe gebraucht.
- Ihr müsst euch nicht vorschnell für etwas entscheiden, bittet um Bedenkzeit, vor allem, wenn es um einen größeren Eingriff geht!
- Denkt daran, alle Unterlagen des Krankenhauses mitzubekommen – in meinem Fall waren es die Röntgen- und MRT-Bilder.
- Holt – gerade, wenn ihr euch unwohl gefühlt habt – mindestens eine zweite Meinung ein. Eventuell auch im Freundes- und Familienkreis eruieren, wer Kontakte hat / jemanden kennt / vertraut / gute Erfahrungen gemacht hat etc.
- Bei mir war die zweite Meinung meine rettende und ersparte mir somit auch eine zweite OP. Wie ich oben schon erwähnt habe, schrieb ich nach dem Unfall bereits einem Spezialisten und nach dem genauen Befund bekam ich glücklicherweise zwei Tage danach einen spontanen Termin. Ja, natürlich privat; Zwei- (und gefühlt Mehr)-Klassensystem mittlerweile, aber für mich finanzierbar. Ich wusste, er hatte mich schon einmal (bei einer viel schwereren Verletzung) repariert, als würde das bestimmt ein Klacks sein.
- Gefühle zulassen ist in Ordnung. Nach dem Krankenhausbesuch war ich vorerst am Boden zerstört; hatte Ängste, dass das Schlimmste eintreffen würde (steifes Bein, ewiges Humpeln – und das alles nur wegen der Angstmacherei des Arztes…) und das musste raus. Das waren aber für lange Zeit auch die letzten Tränen in dieser Sache, denn von da an ging es vorerst nur bergauf!
- Wie immer: Auf Körper hören. Der Arzt im Krankenhaus würdigte meinem Ausschlag einen Blick und meinte nur, man solle es nicht zu feucht halten beim Kühlen, am besten Erbsen verwenden… – also ging mein Freund für mich zum Hausarzt und zeigte ein Foto des Ausschlags her. Dieser diagnostizierte sofort eine Kontaktallergie und siehe da – nach wenigen Tagen Coritsoncreme war der meiste verschwunden.
25.9.2020 – Diagnose des Facharztes / Spezialisten
Ruhig, professionell und fachlich sicher empfand ich dann die Behandlung zwei Tage später. Die MRT-Bilder wurden gesichtet, die einzelnen Verletzung genau erklärt und ein gemeinsamer Behandlungsplan entworfen – ganz ohne Angst, mit Blick nach vorne und der Heilprozess immer im Vordergrund. Keine Gefühle, die blockieren, sondern Hinweise, wie man daran arbeiten kann. Ich bekam auch gesagt, dass bereits winzig kleine Überdrehungen so eine Verletzung auslösen könnten und das auch im Alltag leicht geschehen könnte. Hatte ich mir die kommenden 1,5 Wochen den Vorwurf gemacht, vielleicht etwas falsch gemacht zu haben, wurde ich nun beruhigt. Es passiert einfach. So sind Unfälle eben. Hauptproblem dabei war auch wohl meine Hypermobilität; so konnte sich der Oberschenkel leicht zu sehr über die Achse drehen; aber das Kreuzband hielt dieser Dehnung nicht stand.
Das Fazit war, dass mit einer ausreichenden Prehabilitationsphase unter Anleitung einer*s Physio*s mein Bein wieder beweglich gemacht werden könne und so dem Körper eine zweite Operation erspart bleiben würde. Im Schnitt würde das etwa sechs Wochen in Anspruch nehmen, dann könne man die Kreuzbandplastik vollziehen. Eine Operation zuvor wäre so, als würde man Benzin in Feuer gießen, da das Knie noch ordentlich mit dem Trauma der Verletzungen zu kämpfen hatte. Ich fühlte mich in guten Händen, stimmte den Plan zu und ein Kontrolltermin binnen drei Wochen wurde ausgemacht, um den Prozess / Fortschritt erneut ins Auge zu fassen. Auch dieser Arzt meinte, dass mit einem richtigen Griff bereits am Unfalltag der Kreuzbandriss hätte festgestellt werden müssen. Leider ist das nicht passiert, aber nun war das ebenso – der Behandlungsplan in Aussicht.
Die Suche nach einem Physiotherapeuten / einer Physiotherapeutin – und mein Glücksfund
Diesen Punkt finde ich neben dem guten Gefühl, einen kompetenten Arzt an meiner Seite zu haben, am wichtigsten. Denn das Behandlungsdreieck Arzt und Ich konnte nur durch die dritte Komponente komplettiert werden – und das war ein*e geeignete*r Physio. Mein erster Gedanke fiel auf meine bisherige Physiotherapeutin, die schon so tolle Arbeit mit meinem Händen geleistet hatte, nur ist diese leider in Wien – zu weit weg für mich, da es nicht möglich sein würde, immer hingefahren zu werden und selbst Auto fahren? Tja, fiel aus.
Also recherchierte ich ein wenig und in der Kombi mit möglichen Hausbesuchen fand ich in unserer Nähe sowieso nur zwei. Prompt schrieb ich noch abends zwei Mails raus und wurde gleich am folgenden Tag von einem zurückgerufen.
Das Universum hatte es gut mit mir gemeint, denn ich glaube, ich hätte kein größeres Glück haben können. “Dank” Corona (soll ja auch mal was Gutes mit sich bringen!) hatte er auch noch freie Kapazitäten und an Kreuzbandrissen besonderes Interesse; Jackpot ;).
Wir machten uns rasch einen Termin aus; alles klappte wie am Schnürchen und von da an begann meine wichtige Prehabilitationsphase unter Begleitung von einem professionellen Physiotherapeuten, der mich besser hätte nicht begleiten können.
Was ich daraus gelernt habe:
- Man braucht vielleicht auch mal ein wenig Glück und das bekam ich in Form zweier sehr professionell arbeitender Mediziner, die mich wieder auf Spur bringen werden.
- Man muss auch bisschen was für sein Glück tun; auch wenn die Kraft mal nicht da ist – recherchiert, fragt herum, telefoniert euch durch, bis ihr in guten Händen seid!
- Es macht Sinn, wenn man immer ein wenig Erspartes hat (sowieso und überhaupt); aber Privatarzt und private Physio (mit Hausbesuch) – da häufen sich die Kosten an. Das ist aber nun mal so und Gesundheit geht nun mal vor.
- Überlegt euch den Abschluss einer privaten Unfallversicherung. Nach dem ganzen Heilungsprozess werde ich mir das vornehmen. Kostet wohl nicht so viel pro Monat und würde einige Kosten decken.
Fazit des ersten Teils:
Jeder Unfall verläuft anders und jede daraus resultierende Verletzung sowieso. Der Schweregrad, die Art und Weise, der Heilungsprozess – all das ist an so viele Faktoren gekoppelt. Ihr könnt noch so viele Erfahrungsberichte lesen; keiner wird sich 1:1 mit eurer Geschichte decken. Aber vielleicht könnt ihr von manchen Tipps profitieren; vielleicht sind manche für euch gar nicht brauchbar. Wie ich schon erwähnt habe – hört hierbei unbedingt auf euren eigenen Körper!
Im zweiten Teil schreibe ich über die mitunter wichtigste Phase im Heilungsprozess – die Prehabilitation – also die wochenlange Vorbereitung auf die Operation. Bis bald!
Kommentare
Gesa
Hallo,
Ich habe den Erfahrungsbericht mit großem Interesse gelesen, da mir aktuell sehr ähnliches passiert. Vielen Dank fürs Verfassen 🙂
Leider konnte ich den Bericht über die Prehabilitation nicht finden.
Würde mich darüber freuen ihn auch zu lesen, vielleicht auch einen aktiven Austausch 🙂
Viele Grüße
Gesa
stef
GesaHallo Gesa!
Tut mir leid, dass dir das auch passiert ist. Gute und rasche Genesung!
Du findest auf Instagram 2 Highlights mit ACL, da findest du den Verlauf 🙂
LG