Hinter diesem Introfoto steckt eigentlich eine ganz tragische Geschichte, aber dafür bitte bis zum Schluss lesen :). |
Das Wachsen ging fröhlich weiter, zumindest bei der Wurzel. Und auch der Spalt vergrößerte sich zusehends. Jetzt war es so weit, ich wollte mehr Energie und Liebe in das Wachstum investieren, alle drei Tage wechselte ich das Wasser komplett nach. Nach dieser anstrengenden Woche des Hegens und Pflegens schaltete ich wieder einen Gang zurück in “einmal pro Woche dürfte reichen…oder alle zehn Tage oder….”. Ihr seht, Kinder sollten wir vielleicht noch nicht bekommen :D.
Vor etwa drei Wochen erblickte auch endlich der Trieb das Tageslicht und wächst seitdem jeden Tag ein Stück weiter, zu meiner Freude, doch richtig agiert zu haben. Stolz veröffentlichte ich davon ein Bild auf Instastories und prompt füllte sich mein Postkästchen mit Nachrichten, ob ich konkrete Tipps zur Avocadobaumzucht hätte. Habe ich. Vielleicht nicht erprobt, weil jeder Kern anders tickt, aber ich schreibe euch kurz zusammen, wie ich vorgegangen bin.
Etwa Ende Februar:
Der erste Kern wird eingepflanzt. Wie das funktioniert, seht ihr auf den Bildern. Wichtig ist, dass ihr beim Aufschneiden der Avocado darauf achtet, den Kern nicht zu verletzen. Als Befestigung nehmt ihr drei Holzzahnstocher und bohrt diese vorsichtig (beinahe nur oberflächlich, damit der Kern nicht zu tiefe Wunden hat) in den Kern. Achtung: Die flachere / dickere Seite soll später ins Wasser getunkt werden. Prinzipiell ist es wichtig, dass die Zahnstocher nicht lange im Wasser aufweichen, sonst werden sie gammelig und der Kern könnte bei Unaufmerksamkeit ganz ins Wasser fallen oder die Schimmelsporen ins Innere wandern lassen.
Das Kerlchen war etwa 2/3 ins Wasser getunkt, bis auf die paar Durststrecken dazwischen, als nur noch das Popscherl ein Wasserbad nehmen durfte.
Eine Woche später: Panisch, dass der Kern doch nichts wird, habe ich noch drei andere Kerne mit Zahnstochern versehen. Wenn schon, denn schon. Die Unterseiten verfärbten sich bei allen auf Dunkelbraun.
Ende März:
Zu dieser Zeit (etwa 4-5 Wochen später) habe ich ein Foto von meinen noch geschlossenen Kernen auf Instagram gepostet. Eine Leserin gab mir den Tipp, es auch mal anders zu versuchen. Nämlich so: Den frischen Kern einen Tag trocknen lassen, damit sich die Schale leicht wellt. Mit einem scharfen Messer vorsichtig die Schale lösen und den nackten Kern mit Zahnstochern versehen und ebenso ins Wasser setzen. Gesagt, getan! So schlummerten bereits im April fünf Kerne auf unserer Fensterbank und ließen sich schön sonnen.
Ein Zwischenerfolg: Mein allererster Kern spaltete sich bereits leicht und ein kleiner Wurzelteil lugte hervor.
Ende April:
Mittlerweile leben nur noch drei statt fünf Kernen. Die beiden kleinsten wurden entfernt, da sie am unteren Stück größere Schimmelflächen angesammelt hatten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleine Kerne nur schwer aufgehen. Macht es euch einfach und nehmt lieber die kräftigeren (manche sind sogar von vornherein leicht gespalten).
Ein weiterer Erfolg: Der geschälte Kern hat sich gespalten und eine Wurzel bildet sich. Er eilt mit Prototypkern nach und bald sind die beiden mit der Wurzelbildung gleich auf. Das ging schnell!
Mai:
Erfolg Nummer 2: Prototypkern ist nun beinahe komplett gespalten, im Inneren bildet sich ein brauner Pfropf und daraus schlüpft wenige Tage später der Trieb.
Mittlerweile leben folgende Kerne bei uns: Prototypkern, der schon austreibt – yeah -, ein kleiner erKern, der zeitgleich “angesetzt” wurde, bei dem jedoch gar nichts passiert (seit Februar!), der geschälte Kern, der beinahe ganz gespalten ist und wild Wurzeln bildet – und ein unkontrolliertes Innenleben entwickelt hat (siehe Fotos). Weiters ein zweiter geschälter Kern seit Ende April, der oben bereits einen schmalen Spalt hat, unten jedoch noch geschlossen ist.
Anfang Juni:
Der Versuch ist bislang gelungen. Mein allererster Kern hat mittlerweile gut zehn Zentimeter Trieb und wächst fleißig vor sich hin. Das Stämmchen sieht noch schwach aus, aber das versuche ich noch zu ändern!
Die anderen Kerne schwimmen vor sich hin.
3. Juni 2017 – 16:02 Uhr
Ich fotografiere die Fotos für diesen Post und hebe Prototypkerlchen aus seinem Glas, um ihn vollständig zu fotografieren. Dann passiert es! Der Zahnstocher rutscht raus, Kerlchen fliegt. Zerschellt am Boden. Ein Aufschrei meinerseits, bange Momente… R, der herangerannt kommt. Erstversorgung wird eingeleitet. Der halb abgetrennte Schalenteil wird behutsam zur Seite gelegt, Kerlchen mit drei neuen Zahnstochern versehen. Dieses Mal etwas kräftiger hineingesteckt. Auch der Trieb ist beim Sturz um die Hälfte gekürzt worden. Bitter. Mit einer Schere stutze ich ihn dann noch gerade und rede ihm gut zu, dass ich das sowieso getan hätte. Zur Stärkung. Kräftig muss er werden. Mal sehen, wie er dieses Trauma verarbeiten kann.
Heute:
Es hat sich seit dem Sturz nicht viel getan. Ob Prototypkerlchen jemals weiterwachsen wird, steht noch in den Sternen. Vielleicht macht er es aber auch nur spannend…
Pflege:
* In kühles Wasser einsetzen und darauf achten, dass der untere Teil immer bewässert ist. Alle 4-5 Tage am besten einen kleinen Schluck Wasser nachgießen.
* Alle 7-10 Tage habe ich das Wasser komplett gewechselt. Wahrscheinlich wäre es auch sinnvoll, das noch regelmäßiger zu tun.
* Standort: Anfangs auf der Fensterbank (südseitig, pralle Sonne von 13:00-20:00). Als der erste Trieb kam, Verlagerung der Gläser auf ein Regal, auf dem es hell ist, aber kein direktes Sonnenlicht daraufknallt.
* Ab und zu hat sich bei beiden gespaltenen Kernen ein kleiner “Schimmelschwamm” unten gebildet. Dann habe ich den Kern auf einem Zahnstocher vorsichtig angehoben und in 10 Sekunden unter fließendem Wasser abgespült. Achtet darauf, dass die Zahnstocher nicht nass werden.
* Für den Urlaub haben wir bereits Aufpasser gefunden. Eine so lange Zeit würden sie nicht ohne Pflege überleben und verdursten.
Wie geht’s weiter?
* Prototypkerlchen: Ich hoffe, der Sturz hat ihn nicht allzu schwer traumatisiert und es reicht auch eine Hälfte der Schale zum Wachsen. Ich wollte ihn zurückschneiden, damit er kräftigere Triebe entwickelt. Nun hat das der Sturz erledigt…. Buhu!
* Minikern: Vielleicht gebe ich ihm die Zeit und versorge ihn weiter mit Wasser. Eventuell ist er einfach nur ein Spätzünder. Mit dem motiviernden Goldsticker sollte er doch bald die Kraft erlangen, sich zu spalten?
* geschälter Kern Nummer 1: Ich hoffe auf einen Trieb, das Innere ist mir nicht ganz so geheuer :).
* geschälter Kern Nummer 2: Abwarten, ob er sich auch unten spaltet. Seine Oberfläche ist beim Schälen leider bisschen beschädigt worden. Aber vielleicht kann er darüber hinwegsehen.
Kommentare
Marienkäfer
Eine schöne Zusammenfassung! Ich habe erst kürzlich auch mein erstes Avocadobäumchen gezogen.. Bis eine Wurzel kam hat es echt ziemlich lange gedauert. Meine Pflege hat aber auch ungefähr deiner entsprochen 😀
Ich habe dann allerdings sobald oben ein Trieb rausgelugt hat das gute Stück ziemlich schnell in ein Topf mit Erde gepflanzt, und seitdem wuchert das Bäumchen richtig!
Topf das beschädigte Stück doch auch einfach mal ein 🙂
Rauschgiftengel
Das ist ja spannend!
Wir essen zurzeit nicht so viel Avocado weil ich sie nicht so gut vertrage, aber ich bin total gespannt darauf zu sehen wie sich deine Zucht entwickelt! 🙂
Liebe Grüße, Amelie
Jenni
Danke dir für den schönen und ausführlichen Artikel!
Mit dieser schönen Anleitung müsste ich es sogar endlich einmal selbst hinbekommen, dass das mit dem Avocado-Ziehen auch bei mir klappt – ich bin gespannt und werde gleich das nächste Mal, wenn ich einen Kern hierhabe, einen weiteren Versuch starten! 🙂
Liebe Grüße
Jenni
puppenzimmer
Ich bewunder ja immer Deine Avocado-Züchtung in den Insta-Stories 🙂
Das muss ich auch unbedingt mal ausprobieren! Hast bzw. hattest Du denn auch schon mal ein eingetopftes Pflänzchen? Wie sehen die denn aus, wenn sie größer werden? Bzw. wie groß wird so ein Avocado-Bäumchen?
nossy
Tolle Idee. Da ich in letzter Zeit sehr viele Avocados verputze, könnte ich das ja auch mal ausprobieren.
Wenn mir sowas passieren würde wie dir, dass das Stämmchen bei einem Sturz bricht, wäre ich aber wohl entmutigt, was die Aufzucht angeht. Dafür hast du ja gleich mehrere Kerle an Bord, dass gleicht es natürlicb aus, wenn die denn auch noch gedeihen wollen.
Viele Grüße, nossy
Lisa
Sehr spannend und eine prima Idee! Muss ich auch mal ausprobieren!
Herzlichst, Lisa
Anne
Ah, was für eine schöne Geschichte rund um die kleinen Kerlchen. 😉
Und danke für die Tipps mit den Zahnstochern – sollte sich mal eine Avocado in meinen Einkaufswagen verirren, werde ich das mit der Zucht aus dem Kern ausprobieren.
Liebe Grüße und toi toi toi für den Prototypen 😉
Anne
Mazze
4 Jahre später – was ist aus Prototypkerlchen geworden???
stef
MazzeLeider nicht mehr existent :D. Der Umzug hat ihn leider gekillt, ansonsten wäre er schon gut gewachsen.
Auf ein Neues!
Mazze
MazzeAh, schade – aber trotzdem vielen Dank für das Update ;P .
LG
Mazze
Bea
Ich und meine Avocadozuchtsucht 😀 Seit ca 1 Jahr mach ich das und ich habe aktuell:
1 großes Bäumchen im Blumentopf (ca 60cm und 12 große Blätter);
1 mittelgroßes Bäumchen im Blumentopf, das neben dem großen Bäumchen steht und munter wächst, mittlerweile rund 30 cm hoch und 5 Blätter wuhu!
1 mittelgroßes Bäumchen im Blumentopf, dass sein Dasein bei meiner Mutter fristet und scheinbar nicht ganz glücklich dort ist, da er nicht weiter wachsen möchte (seit Juni…und wir haben nun November);
1 Kern mit 6cm Trieb im Blumentopf
1 Kern mit 1cm Trieb im Wasserglas
2 Kerne mit Wurzeln im Wasserglas
5 Kerne noch ohne Wurzeln aber teilweise mit Spaltungen im Wasserglas
Ich pflanze die Kerne immer in den Blumentopf, wenn der Trieb ca 1-2cm heraußen ist, ich merkte, dass die das brauchen und das Wasser alleine nicht reicht.
Sie stehen hell aber ohne direkte Sonne am Fenster – ich mag meine Kernchen <3