Hört das kribbelige Gefühl des Losstartens und Abhebens auf, wenn man öfters fliegt? Bei mir lässt es immer mehr nach, mein Magen hat sich längst daran gewöhnt, doch ansonsten kleben meine Blicke beim Starten und Landen noch immer am Bullaugenfenster und verfangen sich in den endlosen Weiten des Himmels. Am schönsten ist's aber noch, wenn beim Start feine Regentropfen auf das Fenster prasseln, der Himmel grau verhangen ist und nach einigen tausend Metern das Flugzeug durch eine verhangene Wolkenschicht schwebt und man über schier blauem Himmel und weichen Wattewölkchen fliegt. In diese möchte ich am liebsten tauchen und in ihnen schwimmen - so absurd der Gedanke ist, aber die Vorstellung ist so schön, dass sie mir jedes Mal beim Fliegen riesige Freude bereitet.
Hört
die Vorfreude auf das Reisen und den Zielort jemals auf? Ich hoffe
nicht, denn dieses Gefühl lässt bislang kein bisschen nach. Auf
Kopenhagen war ich so unvorbereitet wie noch nie. So schnell diese
Beziehung heranwuchs, so rasch und spontan buchten wir auch den
Städtetrip. Hotel und Flug Check. Was es dort gibt? Mal sehen. Wir
blätterten im Flugzeug ein wenig durch den Reiseführer, entschieden uns
aber dann die Tage in Kopenhagen via Rad zu durchleben - die beste
Entscheidung: Einfach ins Alltagsleben der Dänen einzutauchen, die Beine
über's Rad schwingen und durch Kopenhagen
sausen. (Mit Rock dann doch vorsichtiger und wie man ohne
Strumpfhose fahren kann, ist und bleibt mir ein Rätsel, ich hab's genau
eine Minute versucht, bis wir kurzerhand umkehren mussten, weil mir das
eindeutig zu freizügig und luftig war, ups..) Da die Stadt flach ist, war das Fahren selbst mit Dreigangrad
nie ein Problem und strengte auch gar nicht an.
Mein
Herz tanzte, als ich nach der langen Pause seit Amsterdam 2012 wieder
ein Hollandrad besteigen konnte und beim zweiten Mal sogar ein
Bastkörbchen vorne dran hatte. So lässt sich's leben.
Ich
kann das Gefühl gar nicht so richtig beschreiben, man muss es selbst
durchleben. Mit hundert Sachen braust man über die breiten Fahrradwege,
ist immer wieder überrascht von der Freundlichkeit der Dänen, lässt das
Haar im Wind noch krauser werden, atmet am Hafen dann doch die ersehnte
Seeluft ein, ist nicht so begeistert von der touristischen Masse am
Nyhavn und versucht gedanklich die Menschen vor den schönen bunten
Häuserfronten auszublenden.
Neben Erdbeeringwersmoothie und Donuts
beäugt man das bunte Volk, spaziert abends noch durch den Tivoli,
während die Stadt um halb elf noch immer nicht ganz in Dunkelheit getaucht ist, isst die beste Pizza des Lebens, stoßt mit Rotwein und Bier dazu an, schmiedet Pläne, wie man am besten am nächsten Tag nach Schweden kommt und fällt bei leicht roter Hotelbeleuchtung, die mit viel Fantasie Sonnenuntergangsfarben vortäuschen hätte können, in ein riesiges Bett, in dem man den anderen zwischen Deckenhaufen dann doch eine Weile suchen muss.
Kopenhagen mochte ich wirklich sehr, - perfekt für einen kurzen Städtetrip- nachdem mir Amsterdam schon gut gefiel, konnte die dänische Hauptstadt sehr gut mithalten, wobei der Funken nicht komplett übersprang. Das meine ich jetzt gar nicht negativ, aber für mich bleibt es erstmal bei einem Aufenthalt (wobei ich zB nach Paris, Amsterdam und Berlin sowie Prag jederzeit wieder hinreisen würde). Der Norden hat aber insgesamt die Lust erweckt, entdeckt zu werden, wobei er zuvor gar nicht so auf meinem Radar stand.
Wir entdeckten Kopenhagen wie gesagt hauptsächlich per Rad, aßen gut und erfrischten uns an schön gelegenen Plätzen. Mehr dazu gibt's kompakt in einem Travelguide, der sich aber hinter den Guides von Frankfurt und Heidelberg sowie dem Wiener Foodguide reihen muss.
PS: Die Fotos wurden von R und mir gemacht, gut durchgemischt. Da krieg ich schon recht rote Bäckchen, wenn der Herr so schöne Fotos von mir macht und viele davon noch so spontan und ungestellt. I like!!
